Den 9. Mai 2020 online erleben: Bedingt durch Covid-19 waren alle Veranstaltungen zum Europatag, bei denen Miteinander für Europa beteiligt war, in den Äther verlegt worden. In Foren und Konferenzen, in Gebet und Gesang verband sich Miteinander mit Menschen auf dem ganzen Kontinent.
Italien
In Italien hatten mehr als 900 Freunde von Miteinander das Land in einer Zoom-Konferenz verbunden. Das Thema: « Eine integrale Ökologie als nachhaltige Utopie für Europa » verdeutlichte in zwei Statements, wie durch Respekt vor Natur und Menschen an einem besseren Heute und an einer besseren Zukunft des Planeten gearbeitet werden kann. Das Treffen endete mit einem ökumenische Gebet mit Vertretern zahlreicher Kirchen und Gemeinschaften und mit dem Erneuern des Versprechens der gegenseitigen Liebe untereinander, dem sogenannten « Bündnis » (vgl. Joh. 13,34).
Niederlande
In den Niederlanden gingen Konferenzen von Utrecht und Amsterdam aus. «Utrecht im Dialog» und «Pax» ermöglichten in Kleingruppen online einen lebhaften Gedankenaustausch über Europa, der auch von einem jugendlichen Publikum in Anspruch genommen wurde.
Das « Schuman Centre » diskutierte in einem Online-Forum über die Lage des Kontinents. Auf den Tag genau vor 70 Jahren hatte Robert Schuman seinen Plan ankündigte, der den Grundstein für das europäische Haus mit seinen 500 Millionen Bewohnern legte. Jeff Fountain, der das Schuman Zentrum vor 10 Jahren gegründet hatte, schloss mit einer ungewöhnlicher Form des Gebets das Forum ab. Zur Musik des Europahymnus « Ode of joy » hiess es in einer umgetexteten Interpretation u.a.: «With the vision now before us of a true community / Of all European peoples, rich in our diversiy / Let us pray and work together for our solidarity / Peace, equality and freedom, rooted in your charity».
Österreich mit Osteuropa
Graz verband 6 Länder zu einem Erfahrungsaustausch. Mitglieder der Trägerkreise von Miteinander für Europa in Österreich, Slowenien, Kroatien, Slowakei, Ungarn und Norditalien erzählten, wie sie aus dem Geist der Gegenseitigkeit die Corona-Krise leben. Bischof Wilhelm Krautwaschl bedankte sich abschließend für die grenzüberschreitende Gemeinschaft und schloss mit den Worten: „Durch das Kreuz sind wir bei aller Verschiedenheit und Getrenntheit untereinander vereint.“
Deutschland
Der CVJM in Esslingen/Stuttgart hatte für ein Gebetstreffen vorwiegend mit lokaler Beteiligung gerechnet. Dank der online-Veranstaltung schalteten sich Freunde von Miteinander für Europa auch von anderen Bewegungen aus verschiedenen deutschen Städten, aus Italien und aus den Niederlanden zu. Für alle wurde der Abend zu einem gelebtem « Miteinander ».
Frankreich
Frankreich verknüpfte 34 Punkte in Paris, Lyon, Strasburg, Toulouse und Tours zu einem landesweiten Netzwerk, das die Unterschiede der Gruppierungen und eine große gegenseitige Wertschätzung erkennen ließ. Gérard Testard (Efesia) ermunterte alle, die « französische Stimme » in Europa stets hörbarer werden zu lassen. Abschließend meinte eine Teilnehmerin : « Es war ein Moment der Geschwisterlichkeit und des Vertrauens in Europa, der uns alle mit neuer Hoffnung erfüllt hat ».
Europa for Future – Future for Europa. František Talíř ist 27 Jahre alt, und seine Begeisterung wirkt ansteckend, wenn er über Demokratie und Reformen spricht.
“Seit 1989 spüren wir auch in Tschechien und in der Slowakei den frischen Wind von Demokratie und Freiheit . Die EU-Mitgliedschaft, Reisen und Arbeiten im Ausland gehören mittlerweile einfach dazu. Aber die Länder des ehemaligen Ostblocks unterscheiden sich durch Mentalität und Kultur von Westeuropa. Das Zusammenleben ist noch stets eine Gradwanderung, und spätestens Covid-19 zeigt uns nun , dass auch unsere Privilegien keineswegs selbstverständlich sind.“
František ist Historiker und politisch stark engagiert. Bei den letzten Wahlen stellte ihn seine Partei als Kandidat für das Europaparlament in Brüssel auf und bei den kommenden Regionalwahlen ist er der Spitzenkandidat von Christendemocratische Unie-Tsjecho-Slowaakse Volkspartij.
“Besonders wir Jugendlichen müssen uns für das aktuelle Geschehen in Europa und in der Welt interessieren und Initiative ergreife, z.B. wählen gehen oder einer Partei beitreten. Nicht die Demokratie muss sich ändern, sondern die Menschen, die Demokratie gestalten.” Dies sei ein langer Prozess, meint František, aber wichtig sei, bei sich selbst zu beginnen und nicht die Verantwortung auf andere abschieben zu wollen. “Bei Fridays for Future würde ich sicherlich nicht jedes Wort unterschreiben. Aber die junge Generation weisst auf ein Problem hin und schafft es, dass generationsübergreifend darauf reagiert wird.”
František Talíř rät, sich der eigenen Wurzeln bewusst zu werden, um Europa eine Zukunft zu geben. “Ich habe die Texte der Gründerväter Europas gelesen. Adenauer, De Gasperi und Schuman hatten es nach dem 2. Weltkrieg schwerer als wir heute. Und doch haben sie gemeinsam Großes geschafft.”
Beatriz Lauenroth
František Talíř hat am Trägerkreistreffen von Miteinander für Europa in Prag 2018 teilgenommen.
Das vollständige Gespräch von Maria Motykova mit František Talíř ist zu folgen (in tschechisch, slowakisch und deutsch) auf
Nach der Anmeldung erhalten Sie per E-Mail einen Link mit einem Zugangscode für die Teilnahme. Die Teilnahme ist kostenlos.
Sprache: Niederländisch & Englisch
Die Europäische Union ist ein in der Weltgeschichte einzigartiges Menschheitsprojekt mit 513 Millionen Einwohnern und einer Vielfalt von Ländern, Kulturen und Identitäten. Es ist das größte Friedensprojekt nach dem Zweiten Weltkrieg. Eines der Zitate Robert Schumans: „Die europäische Zusammenarbeit und Integration kann und darf kein wirtschaftliches und technisches Unterfangen werden: Sie braucht eine Seele, das Wissen um ihre historischen Wurzeln und ihre Verantwortung in der Gegenwart und in der Zukunft und einen politischen Willen, der demselben menschlichen Ideal dient“. Dreißig Jahre nach dem Fall der Mauer im Jahr 1989, einem hoffnungsvollen Ereignis, das uns alle, sowohl Ost- als auch Westeuropa, überraschte, herrschte in Europa eine weit verbreitete Euphorie: Frieden in Europa, für alle!
Im Jahr 2020, 70 Jahre nach der Schuman-Erklärung, werden wir darüber diskutieren, wie sich dieses Menschheitsprojekt entwickelt hat und vor allem, wie wir es vorantreiben wollen und wie wir dies am besten tun können. Und über Kultur und Werte in Europa: Wie gehen wir mit unseren Unterschieden um und wo liegen unsere Gemeinsamkeiten? Was sind unsere historischen Wurzeln? Welche Zukunft wollen wir für Europa? Vor welchen großen Herausforderungen steht Europa? Wie können wir uns gemeinsam für einen stabilen Frieden in Europa einsetzen und welche Werte sind dafür unabdingbar? Wir werden diese Fragen während des Dialogs in Kleingruppengesprächen beantworten.
Programm
14:00 Interaktive Einführung in das Thema
14:15 Video von der PAX: vier Zukunftsszenarien für Europa 2040
14:20 Dialog an “Tischen” (Parallelsitzung mit Gruppengesprächen)
15:20 Plenarsitzung zur Sammlung der Ergebnisse des Dialogs
Miteinander für Europa in den Niederlanden unterstützt aktiv diese Initiative, die von Pax voor vrede en Comité Europadag Utrecht organisiert wird.
Miteinander für Europa im Kontakt mit der EU und dem Vatikan
Es ist eine entscheidende Zeit in der Geschichte Europas und der Europäischen Union, die die Kohäsion aller Betroffenen fordert. Darum hatMiteinander für Europa an die jeweiligen Präsidenten des Europaparlaments, der Europäischen Kommission und des Europäischen Rates (David Sassoli, Ursula von der Leyen, Charles Michel) geschrieben, um ihnen für ihre Arbeit zu danken und sie bei ihren Entscheidungen im Kampf gegen Covid-19 zu unterstützen. U.a. heisst es in dem Brief, der denselben Wortlaut an alle drei hatte:
„Wir sind überzeugt davon, dass die Zukunft Europas – und der Welt – im MITEINANDER liegt. Auch jetzt kann Europa beispielgebend sein. Inmitten der gewaltigen Herausforderungen durch die Corona Pandemie bitten wir Sie, die Flüchtlinge und Asylsuchenden an den Grenzen der Europäischen Union nicht zu vergessen. Bitte ergreifen Sie zeitnah großzügige Maßnahmen um zu helfen und – soweit möglich – Flüchtlinge aufzunehmen.“
Ein weiteres Schreiben ging anPapst Franziskus. Er hatte am Ostersonntag die Welt ausdrücklich dazu aufgefordert, der Pandemie gemeinsam entgegen zu treten. Das Leitungskomitee von Miteinander für Europa versicherte dem Kirchenoberhaupt Unterstützung und Engagement. „Ihr Aufruf, der Pandemie gemeinsam entgegenzutreten und ernsthaft darüber nachzudenken, die internationalen Sanktionen zu lockern, den ärmsten Ländern die Schulden zu erlassen und die Waffenproduktion einzustellen, hat uns sehr beeindruckt.“ Nicht zu überhören sei der Appell des Papstes an die Europäische Union gewesen, einen guten Weg in dieser epochalen Herausforderung zu finden in dem Wissen darum, dass nicht nur die Zukunft der EU, sondern die Zukunft der ganzen Welt davon abhängen könne. Weiter schrieb das Leitungskomitee: „Ihr Aufruf, «weitere Solidarität mit der Europäischen Union zu zeigen, auch durch den Rückgriff auf alternative Lösungen» findet nicht nur unsere totale Unterstützung, sondern auch unser Engagement in vielen europäischen Ländern.“
23. Februar 2020: Generationsübergreifender Tag in Brüssel. 51 kleine und große Europäer zweier Gemeinschaften des Netzwerkes Miteinander für Europa gemeinsam auf „Entdeckungsreise” bedeutender Orte.
Agnès Grenier aus Brüssel schreibt:
Auf Anfrage von Pierpaolo von der Gemeinschaft Papst Johannes XXIII., mit dem wir uns in Ottmaring anlässlich des 20. Jahrestages von Miteinander für Europa kennengelernt hatten, stellten sich Philippe und ich von der Fokolar-Bewegung gerne zur Verfügung, um eine Gruppe von Kindern und Erwachsenen (insgesamt 51 Personen) aus ganz Europa durch unsere Stadt zu führen. Trotz des Regens und der Kälte machten wir uns auf den Weg, um unseren neuen Freunden ein wenig von der europäischen Realität zu vermitteln, die in der belgischen Hauptstadt spürbar ist.
Im Parlamentarium haben wir zum Beispiel die verschiedenen Phasen der europäischen Integration verfolgt und dabei gelernt, wie das Europäische Parlament funktioniert. Wir haben die Arbeit der Europaabgeordneten zur Bewältigung der heutigen Herausforderungen besser verstanden. Wir bestaunten die Komplexität des Europäischen Parlaments und erkannten, wie groß und grundlegend die Intuition der Gründerväter der EU war, neue Beziehungen der Zusammenarbeit und des Vertrauens zwischen den verschiedenen europäischen Nationen aufzubauen.
Dann gingen wir zum Grande Place/Grote Markt, dem historischen Zentrum von Brüssel. Im Laufe der Jahrhunderte war es Ort politischer Versammlungen, Gerichtsverhandlungen, kultureller und religiöser Feste und sogar ein Platz für Hinrichtung gewesen.
Am Ende des Tages waren wir alle wie trunken von so viel Geschichte. Aber vor allem spürten wir, wie die Beziehung zwischen der Fokolar-Bewegung und der Gemeinschaft von Papst Johannes XXIII. gewachsen war: Wir fühlten uns wie eine Familie. Für einen Tag haben wir unter uns das geeinte Europa en miniature erlebt!