von TogetherforEurope | Jul 6, 2017 | Italien, News
Miteinander für Europa zu Gast beim Verband „Städte für Geschwisterlichkeit“ (Associazione Città per la Fraternità)
Man sagt, dass Europa geeint wird, wenn man seine Städte verbindet. Aber gibt es ein universales „Bindemittel“, das ein solches Netz zusammen und am Leben erhalten kann?
Miteinander für Europa ist ein M i t e i n a n d e r von Christen für eine umfassende Geschwisterlichkeit, mit einem sozialen und in weitesten Sinne politischen Engagement zum Wohle unseres Kontinents.
Der Verband Städte für Geschwisterlichkeit ist ein Organismus, der – nicht nur in Italien – dazu beitragen möchte, im politischen Leben das Prinzip der Geschwisterlichkeit zu fördern. Also sind wir „Verwandte“!
In der Stadt des Franz von Assisi haben sich am 22. Juni 2017 die Verantwortlichen des Verbandes Städte für Geschwisterlichkeit getroffen, darunter die Vertretungen von verschiedenen Städten Italiens. Nach einem ersten Kontakt, am 17. Februar 2017 in Rom, anlässlich der Verleihung des Preises „Chiara Lubich für die Geschwisterlichkeit“ an die Gemeinde Assisi (siehe dazu auch die internationalen Nachrichten auf dieser Website), ist nun auch Miteinander für Europa zum Treffen in Assisi eingeladen worden. Der Wunsch des Verbandes ist es, eine fruchtbringende Synergie zu entwickeln im Blick auf ein immer größeres Gemeinwohl.
„Unser Modus vivendi muss die Geschwisterlichkeit sein“ – unterstrich die Vizepräsidentin, Donatella Tesei und brachte einige konkrete Beispiele von Zusammenarbeit zwischen Städten Zentralitaliens. Die Berichte und Zeugnisse vom Wirken von Miteinander für Europa in verschiedenen Städten Europas schienen wie ein Echo auf diese Worte.
Geschwisterlichkeit ist also das wahre, mögliche „Bindemittel“, das Synergien zwischen den verschiedenen Verwaltern der Städte für Geschwisterlichkeit und den Bewegungen und Gemeinschaften von Miteinander für Europa hervorbringt. Angesichts der vielen Herausforderungen in unseren Städten, können sie so gemeinsam ihren geistlichen und kulturellen Beitrag leisten.
Ilona Tóth und Ada Maria Guazzo
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al centro: S.E. Mons. Domenico Sorrentino e il sindaco Stefania Proietti_Assisi 2017
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a sin.: Padre Egidio Canil, „Spirito di Assisi“_Assisi 2017
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particolare della sala del comune_Assisi 2017
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Nella sala storica del comune_Assisi 2017
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I rappresentanti delle varie città_Assisi 2017
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da destra: Lina de Maina e Pasquale Boccia_Assisi 2017
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Alberto Lo Presti nell intervallo_Assisi 2017
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Alberto lo Presti sulla fraternità_Assisi 2017
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Invito_1 Assisi 2017
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Invito_2 Assisi 2017
von TogetherforEurope | Apr 20, 2017 | 2017 | 60. Römische Verträge, Italien
Veglia ecumenica per l’Europa, 24 marzo 2017, Chiesetta di Santa Chiara a Trento.
Erano presenti circa 100 persone, fra cui la teologa Milena Mariani, preside dell‘ Istituto superiore di scienze religiose e, a nome del sindaco Andreatta, l’assessore Chiara Maule.
Nel programma, si sono alternati interventi, riflessioni, preghiere, canti e letture della Scrittura.
Molto apprezzato il contributo sugli ideali dei fondatori dell’Europa del Prof. Beppe Zorzi, (incaricato dal Presidente della Provincia Autonoma di Trento e del Trentino-Alto Adige, Ugo Rossi). Vedi in fondo il suo testo scaricabile.
Hanno collaborato alla preparazione 7 Movimenti ecclesiali di varie Chiese.
Il vicario generale della diocesi di Trento, Mons. Marco Saiani, il padre ortodosso rumeno Joan Catalin e la signora Cornelia Steubing, della Comunità luterana di Bolzano (vedi in fondo il suo testo scaricabile), sono intervenuti con delle riflessioni appropriate sul momento storico attuale che vede venir meno i valori fondativi dell’Unione Europea. Particolarmente bello il contributo della comunità ortodossa rumena con un loro tipico canto.
Le impressioni dei partecipanti: un momento intenso di comunione, di unità, di riflessione, che “ha rimesso in cuore il desiderio per un’Europa unita”.
Da scaricare:
Libretto Veglia di preghiera a Trento, 24.3.2017>>
Intervento Prof. G. Zorzi – Veglia per l’Europa a Trento, 24.3.2017>>
Intervento C. Steubing – Veglia per l’Europa a Trento, 24.3.2017>>
Di Mario e Luisa Franzoia
von TogetherforEurope | Apr 3, 2017 | 2017 | 60. Römische Verträge, Erfahrungen, Denkansätze und Interviews, Italien, News
Mgr. Galantino, Generalsekretär der Italienischen Bischofskonferenz, während der ökumenischen Gebetsfeier in Rom 2017
„Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt.“
Der literarische Zugang kann eine Hilfe sein, die Kraft und Bedeutung dieses Ausspruchs zu erfassen.
In den unmittelbar vorausgehenden Versen (Mt 5, 1-12) hatte Jesus die Seligpreisungen verkündet. Deshalb ist dieses „Ihr seid Salz … ihr seid Licht“ keine Definition, die Jesus von seinen Jünger geben will! Vielmehr will er seinen Jüngern – nachdem er die Seligpreisungen verkündet hat – sagen: Bedenkt, dass ihr nur dann Salz und Licht der Erde seid, wenn ihr entsprechend der Logik der Seligpreisungen lebt. Nur dann trägt eure Gegenwart dazu bei, dass euer Leben und das der anderen Geschmack hat, dass eure Existenz und die der anderen Geschmack und Strahlkraft hat.
Ich habe diese Vorbemerkung gemacht, weil viele von uns noch meinen, es genüge schon, sich als „Christen“ vorzustellen, um angehört zu werden, um anerkannt zu sein in der Funktion von „Licht“ (Bezugsperson) und „Salz“ (Sinngebend). Diese Rede gilt für alle, sicherlich auch für alle christlichen Traditionen und für die Angehörigen anderer Religionen. Tatsächlich glaube ich, dass es eine Versuchung ist, die jeden treffen kann, welcher Herkunft auch immer, auch ungeachtet einer religiösen Zugehörigkeit. Es gibt sogar solche, die meinen, es genüge, sich in entsprechender Weise zu kleiden oder eine gewisse Sprache zu sprechen, um automatisch anerkannt zu werden als Personen, die dem Leben neuen Geschmack und Sinn verleihen können.
Indem Jesus die Seligpreisungen verkündet und sogleich das „Ihr seid Salz … Ihr seid Licht“ hinzufügt, hat er uns den Weg gezeigt, auf den der Glaubende berufen ist. Der Jünger Jesu ist gerufen, bestimmten Wegzeichen zu folgen – eben jenen der Seligpreisungen – die Leidenschaft für die Werke des Friedens, barmherzige Achtsamkeit gegenüber den Mitmenschen, ein Leben in Armut und Einfachheit beinhalten. Das ist es, was dem Leben des Glaubenden Sinn und Geschmack gibt, was sein Leben aufstrahlen lässt.
Oft hingegen verbreiten wir nicht Geschmack und Licht durch konkrete Gesten und Verhaltensweisen entsprechend den Hinweisen Jesu, sondern setzen alles daran (mehr noch wir „mühen uns ab“) um zu überzeugen, zu argumentieren. Anstatt das Licht zu entzünden, ziehen wir es vor, etwas Kolossales, Großartiges zu organisieren…. um zum Staunen zu bringen!
Aber nicht das entspricht dem Evangelium. Es gibt uns hingegen einen Hinweis, der fast banal wirkt, wenn es betont, dass die Liebe nicht erklärt oder demonstriert, sondern gelebt sein muss. Und gerade weil man die Liebe lebt, ist sie keine Darstellung, sondern sie erzeigt sich. Den eigentlichen Geschmack der Dinge stellt man nicht zur Schau, sondern lässt ihn wirksam werden. Das Licht wird nicht präsentiert, sondern entzündet und somit sichtbar.
Wenn Jesus sagt: „Ihr seid Salz … Ihr seid Licht“, ist es, als sage er uns: Wollt ihr Gott erkennbar werden lassen? Dann bringt keine Argumente für ihn, stellt nichts zur Schau; tut eher etwas Konkretes, das aber anziehend ist, so sinnvoll und geschmackvoll, dass es demjenigen, der euch begegnet, spontan kommt, zu sagen: Aber das, was du lebst und tust ist wirklich schön! Wer hat dich inspiriert? In wessen Namen tust du das?
So möchte Gott, dass wir von ihm sprechen und Zeugnis geben! Mit der Kraft und Klarheit des Lichtes, mit dem starken Geschmack des Salzes: mit Entschiedenheit und konkreten Gesten, die Geschmack verheißen und Lebenssinn ausstrahlen.
Viele Entscheidungen in der Pastoral und auch die vielerlei Weisen, in denen wir uns mit unserer Gesellschaft konfrontieren – vor allem denen gegenüber, die nicht in diese Richtung gehen – riskieren, Ablenkungsmanöver zu sein. Sie riskieren damit, die einzige Vorgehensweise, die uns das Evangelium zeigt, zu verschleiern, nämlich die völlige Klarheit/das Zeugnis. Das heißt: Entscheidungen treffen und Zeichen setzen die das Leben mit Christus eindeutig „schmackhaft“ machen. Wenn das Leben des Glaubenden erfahrbar wird als sinngebend, als schmackhaft und lohnend für ein gelungenes Leben, dann werden auch die Glaubensinhalte, die wir weitergeben möchten, einen neuen Sinn bekommen.
Was also heißt es, Licht, Salz zu sein? Was kann unserem Leben als Glaubende Geschmack und Helligkeit verleihen? Es kann das Bemühen sein, neue Wege einzuschlagen und neue Möglichkeiten zu erkennen, indem wir mehr wagen und gegen den Fatalismus und die Gewöhnung ankämpfen: zwei Krankheiten, die zum Tod führen – und das nicht nur für den gläubigen Menschen.
Wir müssen wieder dahin kommen, dem anderen zuzulächeln, damit auch er anfängt zu lächeln. Und das, weil er sich verstanden fühlt, weil er Menschen trifft, die es nicht aushalten, hetzerisch und diskriminierend zu sein, wie es den “Kleingeistern“ zu eigen ist. Wir müssen wieder das Lächeln auf unseren Gesichtern haben und dafür sorgen, dass diejenigen, die uns begegnen, sich anstecken lassen, weil unser Licht-Sein erleuchtet ohne blenden zu wollen und unser Salz-Sein einen feinen Geschmack gibt ohne alles vereinnahmen zu wollen. Denken wir nur daran, wie sehr blendendes Licht stört und wie zu viel Salz eine Speise verdirbt.
Wir sollten Licht und Salz sein im Respekt denen gegenüber, denen wir begegnen.
Wieviel Feingefühl ist – vor allem heute – vom gläubigen Menschen verlangt. Wir können uns nicht oft genug an das erinnern, was Petrus den Empfängern seines 1. Briefes empfiehlt: „ Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt; antwortet aber bescheiden und ehrfürchtig, denn ihr habt ein reines Gewissen …“ (1 Petrus 3, 15f).
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Lasst uns beten ausgehend von Matthäus 5, 13 – 16
Herr, Du möchtest, dass ich „Salz“ bin. Du möchtest also, dass ich im Kontakt mit der Erde bin, dass ich gegenwärtig bin in meiner Zeit, hier und jetzt. Dass ich darauf achte, was ich brauche und was die Menschen um mich herum brauchen.
Du möchtest, dass ich „Licht“ bin in einem Moment, in dem scheinbar das Dunkel zunimmt. Das Licht hilft mir, die Konturen und Farbe der Dinge, die Realität der Welt in ihren Schattierungen und ihrer Schönheit zu sehen. Aber es ermöglicht mir auch, ihre unzähligen Nöte kennen zu lernen.
Herr, gib meinem Leben Geschmack; gib meiner Hoffnung Bestand; gib mir Vertrauen in meinen Ängsten; gib mir Licht in meinem Dunkel und Frieden meinem Herzen, meinen Gedanken, meinen Gefühlen.
Herr, lass mich verstehen, dass ich „Salz“ bin, wenn ich nachsichtig bin in dieser Zeit voller Arroganz; dass ich Mensch des Friedens bin in dieser Zeit voller Machtmissbrauch, dass ich frei bin von „Materiellem“ in dieser Zeit in dem der Mensch „so viel wert ist“, wie es seinem Bankkonto entspricht.
Hilf mir, dass ich begreife, dass ich wirklich „Salz“ und „Licht“ bin, wenn ich mich dafür einsetze, dass Anklage erhoben wird gegen jegliche Ausbeutung vonseiten der westlichen Welt, die ihren Wohlstand auf widerrechtliche Besitzergreifung gegründet hat.
Ich bin „Salz der Erde“, wenn ich mich mit und in meiner Umgebung vor der Not der anderen nicht verschließe.
von TogetherforEurope | Apr 3, 2017 | 2017 | 60. Römische Verträge, Erfahrungen, Denkansätze und Interviews, Italien, News
Andrea Riccardi, Gründer der Gemeinschaft Sant’Egidio, während der ökumenischen Gebetsfeier in Rom 2017
Liebe Freunde,
Lassen Sie uns ehrlich sein: viele Europäer fühlen sich verloren und desorientiert. Wohin geht Europa? Wird es der Versuchung einer Trennung widerstehen können? Europa scheint seine Bürger nicht mehr zu schützen. Tatsächlich versucht es, den entgegengesetzten Weg zu gehen, den die Gründerväter Europas beschritten haben. Sie hatten noch eine lebendige Erinnerung an die Grauen des Krieges, die Mauern des Hasses, an die Konzentrationslager und die Ruinen. Diese Generation gibt es nicht mehr. Heute wird die Geschichte mit einer Politik der Emotionen und Ängste geschrieben. Erinnerung an Krieg ist heute „normal“. Aber für den, der noch gestern im Irak und im Libanon gesehen hat, dass Krieg weiteren Krieg hervorruft, ist dies alles Wahnsinn.
Europa kann nicht ohne Gedächtnis leben. Wir werden der Kontinent der Zukunft sein, wenn wir die Erinnerung wachhalten. Seit siebzig Jahren leben wir in einem großen Frieden, der nach Jahrhunderten des Krieges solide aufgebaut wurde. Er ist die Frucht eines vereinten Europas: der Frieden hat Wohlstand und die Entwicklung einer Kultur von ihren Wurzeln her hervorgebracht. Er ist eine klar zu erkennende Realität, die stärker ist als die allgegenwärtigen Emotionen und Ängste der Gegenwart. Dieses Europa ist unser Friede und unser Wohlstand.
Seine Krise ist durch Egoismen entstanden: nationale, von Interessengruppen, durch individuelle Zielsetzungen. Europa hat den Sprung nicht gewagt, um durch Außenpolitik und gemeinsame Verteidigung zum Protagonisten der Weltszene zu werden. Dabei geht es nicht nur um Frieden für Europa, sondern um eine gemeinsame Friedenspolitik im Mittelmeerraum, dem Balkan, in Afrika, in der Welt. „Europa, sanfte Kraft“, nannte es Tommaso Padoa-Schioppa. Die Egoismen drohen jetzt, es zu blockieren und von innen her zu verschlingen. Die Egoismen wollen wieder Herren der nationalen Schicksale sein und sehen die anderen als Bedrohung. So bekommen Grenzen einen neuen Stellenwert: gegenüber Einwanderern, zwischen Jung und Alt, zwischen den Reichen und Zerbrechlichen, zwischen Nord- und Südeuropa.
Grenzen können zu Mauern werden: sie scheinen die Tragödien der Welt fern zu halten. Der grausame Krieg in Syrien, der bereits sechs Jahre dauert, länger als der Erste Weltkrieg, betrifft auch Europa. Es ist eine Illusion, zu denken, dass die Mauern schützen, in Wirklichkeit sind sie Zeichen von Dekadenz. Sie sind die Maginot-Linie der moralischen und politischen Niederlage Europas.
In der globalen Welt hat die Geschichte keine Schutzwälle, sondern erfordert starke Akteure und Zusammenhalt. Sie fordert, gemeinsam voran zu gehen und sich nicht auf der Suche nach Schutzräumen für Gruppen oder Nationen zurückzuziehen. Eine neue globale Zeit ist angebrochen. Es gibt keinen Weg zurück. Die autarken Nationalstaaten sind von gestern. Wir müssen die Größe der Herausforderung und des heutigen Lebens erkennen. Es hilft nicht, den Kopf in den Sand zu stecken. Ein abgeschlossenes oder geteiltes Europa wird von den Märkten und den wirtschaftlich-politischen Giganten in einer globalen und vernetzten Welt überrollt werden. Auf dem Hintergrund der Globalisierungsszenarien brauchen wir mehr Europa. Nur so ist Europa das Land der jungen Menschen, und wo unsere humanistische Identität, unsere religiösen und humanitären Rechte überleben werden. Es ist nicht genug, nur das Land zu sein, das uns für ein paar Jahren im Ruhestand schützt. Ohne Europa ist die Welt ohne die Kraft des Friedens und der historischen Weisheit.
Wir haben uns hier als Christen versammelt. Die europäische Idee ist nicht sektiererisch entstanden, sondern sehr christlich. Sie glaubte mit der Leidenschaft der Kirchen jener Zeit. Aber heute gehen Ost und West verschiedene Wege. Wo sind die Stimmen der Christen und der Kirchen? Das große europäische Projekt stockt. Die Grenzen werden zu Mauern, um die Flüchtlinge abzuhalten. Die Welt ist in Kriegsgefahr, und oft gibt es nur Schweigen.
Die starke Stimme von Papst Franziskus bei der Verleihung des Karlspreises verhallt beinah ungehört im gespaltenen Christentum, im fragmentierten Europa. Es ist nicht in der Lage, sich aus den gesellschaftlichen und kirchlichen Egoismen zu befreien und eine Vision zu nähren. Möge dieses Gebet, möge das Wort Gottes – wie in den Tagen der Propheten – in den Köpfen und Herzen eine große Vision für unsere Zeit wachsen lassen. Wir müssen lernen, wieder mit einer Vision zu denken und zu handeln. Zu lange haben wir beengt und mit lichtlosen Worten gelebt. Karol Wojtyla schrieb zu einer Zeit, als Europa durch eine hohe Mauer geteilt war: „Die Welt leidet vor allem aus Mangel an Visionen.“
von TogetherforEurope | Apr 3, 2017 | 2017 | 60. Römische Verträge, Erfahrungen, Denkansätze und Interviews, Italien, News
Gerhard Pross, Moderator von Miteinander für Europa, während der ökumenischen Gebetsfeier in Rom 2017
Miteinander – für – Europa. Präziser kann man nicht zum Ausdruck bringen, was uns wichtig ist: Miteinander – für – Europa.
Wir sind ein ökumenisches Netzwerk von 300 christlichen Gemeinschaften und Bewegungen. Wir kommen aus über 30 Ländern Europas, vom Ural bis Portugal, sprechen verschiedene Sprachen, leben in verschiedenen Kulturen und gehören zu unterschiedlichen Kirchen: zur Katholischen, der Anglikanischen, zu den Evangelischen, der Orthodoxen und zu den Freikirchen. Unter uns leben sehr verschiedene Spiritualitäten.
Uns prägt die Überzeugung und die Erfahrung: Einheit ist möglich.
Mit einer tiefen Versöhnungserfahrung unter einer Gruppe von Verantwortlichen hat unser gemeinsamer Weg begonnen. Einheit wurde möglich.
Wir leben eine Einheit der Verschiedenartigen. Jeder bleibt in seiner Originalität. Aber aus der Versöhnung durch Jesus Christus erwächst die Kraft, die Andersartigkeit des Anderen als Reichtum zu erfahren.
Dabei denken wir besonders an drei Gründerpersonen, die uns jetzt vom Himmel herbegleiten: Chiara Lubich, die Gründerin der Fokolar-Bewegung, hat den Ursprungsimpuls dazu gegeben, Helmut Nicklas, der Leiter des CVJM München wurde geradezu der Architekt des „Miteinanders“ und Kardinal Miloslav Vlk hat in besonderer Weise die Brücke zwischen Charisma und Amt unter uns gelebt.
Als wir im Mai 2004 nach Stuttgart zu einer Großveranstaltung mit 10.000 Teilnehmern eingeladen hatten, da war Europa von den neuen Ländern beflügelt, die zur EU dazu gekommen sind.
Ganz anders im Sommer 2016, als wir erneut zu einem großen Kongress und zu einer Kundgebung in München zusammen kamen, nur drei Tage nach dem Brexit. Europa lebt in einer Zeit der Erschütterung. Die EU geht von Krise zu Krise.
Inmitten dieser Zeit der Krise, eingerahmt durch manche Terror-Erschütterungen, die wir als Zeichen auf unserem Weg verstanden, haben wir dort in München mit Tausenden von Menschen öffentlich, klar und laut unser Ja zu Europa gesprochen.
„Zum Miteinander in Europa gibt es keine Alternative“. Mit diesen Worten aus der EU-Verfassung haben wir unser Botschaft von München begonnen.
Darf ich es als einer der Sprecher von Miteinander für Europa persönlich formulieren? Die Veranstaltung in München hat mich tief erfasst und Europa als Top-Thema auf meine Agenda gesetzt. Seit 17 Jahren sind wir im Miteinander unterwegs, aber nie war es so wichtig wie heute, dass wir unser Ja zu Europa sprechen.
- In einer Zeit, in der der Populismus, die Egoismen und die Nationalismen wieder Auftrieb erhalten, sprechen wir unser Ja zu einer Kultur der Beziehung und der Bündnisse.
- In einer Zeit, in der die alten Ungeister, die Europa schon mehrfach in die Katastrophe geführt haben, wider Urstände feiern, sprechen wir unser Ja zum Evangelium, zur Versöhnung und zur Liebe.
Es gilt, innerhalb unserer Bewegungen ein Bewusstsein für die Dringlichkeit unseres Ja zu Europa zu wecken. Wir als geistliche Bewegungen sollten nicht nachlassen, in der Öffentlichkeit unser Ja zu Europa zum Ausdruck zu bringen.
Wir stehen auf für ein Europa des Miteinanders. Für ein Europa, das die Vielfalt als Reichtum erkennt und in Friede und Einheit miteinander lebt. Nicht zuletzt für ein Europa, dem Gott im Laufe der Geschichte eine Berufung anvertraut hat: das Miteinander von Himmel und Erde, das Miteinander von Glaube und Weltgestaltung, denn im Gekreuzigten begegnen sich Himmel und Erde.
Heute – aber nicht nur heute – am Vorabend der Feierlichkeiten zu „60 Jahre Römische Verträge“ kommen wir zusammen zum Gebet und machen als christliche Gemeinschaften deutlich, dass wir neben all unserem Engagement ganz wesentlich mit der Hilfe Gottes rechnen.
Europa braucht unser Gebet!
von Claudia Di Lorenzi | Apr 3, 2017 | 2017 | 60. Römische Verträge, Erfahrungen, Denkansätze und Interviews, Italien, News
David-Maria Sassoli, Italienischer Europaparlamentarier der Demokratischen Partei, während der ökumenischen Gebetsfeier in Rom 2017
Herr Sassoli, am Vorabend des 60. Jahrestages der «Römischen Verträge», die kennzeichnend für die Geburtsstunde der Europäischen Union sind, beobachtet man vielerorts, dass Europa seine christlichen Wurzeln verloren hat. Es ist konzentriert auf die Finanzen, die Bürokratie und die nationalen Interessen und erscheint unfähig zu Solidarität, Gastfreundschaft und zu einem Entwicklungsprojekt, das auf den Menschen ausgerichtet ist. Was sagen Sie dazu?
„Vor allem müssen sich die Christen mehr zu Wort melden und es braucht in der christlichen Welt ein Netzwerk, das Zeugnis für andere gibt. Denn es gibt Werte wie den Frieden, die Koexistenz, die Solidarität, die Gerechtigkeit, die durchaus christliche Prägung haben, aber die sich heute auch nicht-christliche Bürger als Paradigma für ihren politischen, kulturellen und moralischen Einsatz zu eigen gemacht haben. Es sind diese Elemente, die die europäische Identität ausmachen: Darüber müssten die Christen froh und dankbar sein, denn in der europäischen Identität finden sich jene Werte wieder, die auch dem christlichen Weltbild eigen sind. Doch in diesem Moment sind wir gefordert, dies unseren Mitbürgern gut zu erklären, denn Europa macht heute Angst, bereitet Sorge, wird als Last empfunden; stattdessen müssten wir in der Einheit der Europäer jenen Wert erkennen, der es uns ermöglicht, der großen Herausforderung unseres Jahrhunderts gewachsen zu sein: die Gestaltung des globalen Marktes. Globalisierung ohne Regeln führt zu Ausgrenzung, Armut, Elend und kann sich für große Teile des Planeten katastrophal auswirken. Die große Herausforderung an Europa ist es, der Welt diese Regeln und Werte zu geben. Denn die Regeln dieses Marktes ohne Schutz der Menschenrechte, ohne Freiheit und Demokratie, wären reine Wirtschaftsgesetze, die vor allem den Starken dienen – und das wollen wir nicht. Also sind wir aufgerufen, die christlichen Werte, die schon am Ursprung der europäischen Identität standen, heute auch in die weltweiten Herausforderungen einzubringen.“
Um das Gefälle zwischen den wirtschaftlich stärkeren Ländern und jenen, die noch im Wachstum stehen, zu überwinden, spricht man von einem Europa der «zwei Geschwindigkeiten». Wie sehen Sie das?
„Wenn dies bedeuten sollte, dass es dann ein A-klassiges und ein B-klassiges Europa gäbe, wäre das nicht gut. Wenn es hingegen bedeutet, dass sich gewisse Länder zusammenschließen könnten, wie es der Vertrag von Lissabon vorsieht, um sich gegenseitig zu stärken und sich auf ein gemeinsames politisches Vorgehen zu einigen, dies allerdings ohne die bestehenden europäischen Standards zu verletzten, dann könnte das interessant sein. So haben wir es mit dem Euro gemacht: zunächst mit einer verstärkten Zusammenarbeit von zehn, elf Ländern, denen sich dann andere angeschlossen haben. Das ist eine gute Methode, denn in den europäischen Mechanismen ist es tatsächlich schwierig zu einer Einstimmigkeit zu finden. Wenn es beispielsweise Länder gäbe, wie Frankreich, Italien, Spanien, Deutschland, Belgien und andere, die auf eine gemeinsame Verteidigungsstrategie setzen möchten, so ist dies willkommen: Wir hätten einen Kern von Ländern die vorangehen und diesem könnten dann andere folgen.“
Es wird viel darüber gesprochen, dass man die Verträge überarbeiten müsste. Anlässlich der Karlspreisverleihung im Mai 2016 wurde dies auch von Papst Franziskus in seiner Rede im Europäischen Parlament bekräftigt. In welche Richtung müssten sie überarbeitet werden?
„Wir müssen sie ändern und zu einer europäischen Konstitution kommen, aber realistischer Weise muss ich mit Bedauern sagen, dass in diesem Moment die Wiedereröffnung der Diskussion über die Verträge sehr gefährlich sein könnte und wir da sehr vorsichtig sein müssen. Würden wir jetzt etwa eine Debatte über Schengen wieder aufnehmen, was würde aus diesem Europa mit den vielen nationalistischen Regierungen werden? Regierungen, die Angst vor einer Flüchtlings-Invasion haben. Es ist besser, wenn wir uns zunächst auf politische Themen konzentrieren, die mehr Europa schaffen können, denn dies haben wir nötiger als alle Institutionen, Regeln und Verträge.“
Claudia Di Lorenzi