Immer noch und immer mehr Europa

von | Mrz 17, 2017

Der 60. Jahrestag der «Römischen Verträge» steht vor der Tür: In verschiedenen europäischen Städten sind Initiativen im Gange, die ein dialogbereites und geschwisterliches Europa bezeugen. Ein Beispiel: Triest, Italien Als die Gründer des «Vereinigten Europas» vor 60 Jahren die ersten Schritte unternahmen, war in ihnen die Erinnerung an den bitteren Geruch des Blutes und der […]

Der 60. Jahrestag der «Römischen Verträge» steht vor der Tür: In verschiedenen europäischen Städten sind Initiativen im Gange, die ein dialogbereites und geschwisterliches Europa bezeugen. Ein Beispiel: Triest, Italien

Als die Gründer des «Vereinigten Europas» vor 60 Jahren die ersten Schritte unternahmen, war in ihnen die Erinnerung an den bitteren Geruch des Blutes und der rauchenden Trümmer eines Krieges wach, der in Europa von nationalistischem und rassistischem Fanatismus ausgelöst wurde und dann zum Weltkrieg ausartete. Nur eine umfassende Bewegung der Neugestaltung der internationalen, zivilen, politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und religiösen Beziehungen zwischen den Völkern und den Gemeinschaften, konnte einen anderen Weg einschlagen und uns aus dem ausgesäten Hass herausführen.

60 Jahre nach den historischen Tagen der «Römischen Verträge» von 1957, bezeugen wir aufs Neue die Berechtigung der Europäischen Union als unumgänglicher Weg zu Frieden und Koexistenz. Es stimmt: in der Europäischen Union steht nicht alles zum Besten und es gibt Mängel, Starrheit, übermässige Bürokratie, fehlendes Verständnis und schwerwiegende Ungleichheiten. Dennoch sind die Vorteile dieser Wiedervereinigung derart viele und von solcher Bedeutung, dass wir sie fördern und verbessern sollen, statt sie abzuschaffen, wie dies nationalistische und separatistische Kräfte immer wieder möchten und uns damit in eine Situation zurückführen würden, in der der Frieden wieder gefährdet wäre.

Mindestens vier Millionen junge europäische Studenten haben vom Erasmus-Programm profitiert, mit enormem Gewinn für ihre Aus- und Bewusstseinsbildung. Ebenfalls eindrücklich sind die Zahlen der Arbeiter und Fachkräfte, die sich frei bewegen konnten und nicht nur Fachkompetenz erworben haben, sondern auch den kulturellen, technologischen, kommerziellen und ökonomischen Austausch förderten. Viele junge Menschen haben sich zu europäischen Projekten ehrenamtlicher Tätigkeiten gemeldet und sich in den Dienst anderer nationaler Gemeinschaften gestellt. Gross ist der Austausch Studierender und Forscher, Dank der Zusammenarbeit von Universitäten. Auf den Arbeitsplätzen hat sich aufgrund der europäischen Vorschriften die Umweltschonung verbessert, die auch zu nationalen Gesetzen geworden sind; gleiches lässt sich vom Gesundheitssektor und von den Tätigkeiten im Bereich Tourismus und Kunst sagen. Unter den religiösen Gemeinschaften haben Einheits- und Integrationsprozesse begonnen, die alle christlichen Kirchen und alle Religionen betreffen.

Dies alles wollen wir nicht aufgeben, im Gegenteil! Wir wollen diese Art Lebensauffassung unser Völker – die in der Vergangenheit schon genug gelitten haben – noch weiter intensivieren. Um dieser Überzeugung Ausdruck zu verleihen, werden wir uns am 24. März 2017 um 18.00 Uhr im Saal des Oratoriums S. Giacomo zu einer Gedenkfeier dieser 60 Jahre versammeln. Dies verdanken wir der Zusammenarbeit von etwa zwanzig Bewegungen und Gemeinschaften verschiedenster Prägungen, die jedoch alle am Projekt Miteinander für Europa beteiligt sind. Dieses Netzwerk wirkt seit siebzehn Jahren in verschiedenen Städten, darunter auch Triest, und verbindet Christen verschiedener Kirchen, aber auch Gläubige verschiedener Religionen und Menschen ohne religiösen Bezug, die den Frieden und die Begegnung suchen und nicht die Konfrontation. Es wird ein Moment der Besinnung, der Geschwisterlichkeit und des Feierns sein, denn wir wissen längst, wie sehr wir Erfahrungsmomente der Übereinstimmung brauchen, die Sicherheit und einen erneuerten Humanismus fördern.

Für das Koordinationsteam von Miteinander für Europa in Triest,

Silvano Magnelli

Foto Triest: Di ryogt – www.flickr.com/photos/ryogt/12980775/, CC BY-SA 2.0

0 Kommentare

Kommentar verfassen

Hier können Sie den Newsletter abbonieren

Leave this field blank

ARTIKEL ZU DIESEM THEMA

Called to Hope

Called to Hope

Aufgrund des Wirkens Gottes können wir hoffen und diese Hoffnung braucht es
in der heutigen Zeit. In geschwisterlichem Miteinander haben wir in 25 Jahren einen Weg entdeckt, der das Volk Gottes zur Einheit ruft und unserer Gesellschaft mehr Geschwisterlichkeit aufzeigt. Am 31.Oktober 2024 jährt sich der Gründungstag von Miteinander für Europa, wie auch die Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre. Grund, um Gott zu danken und neue Perspektiven zu entdecken.

Christliche Wurzeln und die Zukunft Europas

Christliche Wurzeln und die Zukunft Europas

Am Abend des Europatages 2024, sprachen Jeff Fountain, Direktor des Schuman Zentrums für Europäische Studien, und der ehemalige Premierminister der Slowakei Eduard Heger, in einer Online-Konferenz zum Thema: ‘Lasst uns über Europa sprechen und für Europa beten’. Mehr als 100 Teilnehmer in Europa verfolgten die Vorträge mit großem Interesse.

Wach auf, Europa!

Wach auf, Europa!

Miteinander für Europa (MfE) in Belgien feierte den Europatag zusammen mit dem Schuman-Zentrum. Die Konferenz “Wach auf, Europa” wurde in Zusammenarbeit mit den Beauftragten der Auferstehungskapelle (auch Chapel for Europe), dem belgischen MfE-Komitee, der Europäischen Evangelischen Allianz (EEA) und der Karmeliterkirche, in der das Forum stattfand, vorbereitet. Die Teilnehmer des Forums kamen aus verschiedenen west- und osteuropäischen Ländern (Belgien, Niederlande, Großbritannien, Schweden, Deutschland, Italien, Frankreich, Ukraine) sowie einige Teilnehmer aus Armenien.