Seit etwa vier Jahren, schon vor dem Ausbruch des großflächigen Krieges in der Ukraine, treffen wir uns jeden Donnerstagabend online, um gemeinsam für den Frieden zu beten. Wir gehören verschiedenen Kulturen und Nationen aus Ost- und Westeuropa an. Seit einigen Monaten haben sich auch Vertreter aus dem Heiligen Land angeschlossen.
Wir sind nur etwa hundert, aber es ist immer ein besonderer Moment, der uns spüren lässt, dass wir eine einzige Familie sind, die gemeinsam zu Gott betet und um Frieden bittet. Für uns hier in der Ukraine ist es ein großes Geschenk, zusammen zu beten, denn es gibt uns die Kraft durchzuhalten und lässt uns die Nähe vieler Menschen spüren. Und das gibt uns Hoffnung für die Zukunft.
Ljubljana: drei Jahre lang jeden Tag
Marjana und Pavel Snoj erzählen: Der Angriff Russlands auf die Ukraine am 22. Februar 2022 hat uns überrascht und in Angst versetzt – damit haben wir wirklich nicht gerechnet! Wir in Slowenien wissen, was ein Krieg ist; wir haben ihn auch nach dem Zerfall des ehemaligen Jugoslawien Anfang der 90er Jahre erlebt und tragen noch immer seine Wunden. Deshalb haben wir uns gefragt, was wir gegen diesen Krieg tun können, der immer eine Quelle von Schmerz, Zerstörung und Tod ist. Eine Möglichkeit war uns sofort klar: das Gebet! Denn wir sind sicher, dass das Gebet alles von Gott erlangen kann.
Also haben wir uns entschlossen, ein Online-Gebet zu gestalten. Wir sind etwa 60 Personen aus verschiedenen Bewegungen und Gemeinschaften, die seit Februar 2022 jeden Tag 30 Minuten lang gemeinsam beten. Wir haben nie damit aufgehört, unter keinen Umständen. Am Ende des Gebets bleiben wir noch kurz miteinander verbunden, etwa 5 bis 10 Minuten, um die neuesten Nachrichten über die Kriegssituation, die Sorgen und Freuden, die wir alle erleben, auszutauschen. Es entsteht wirklich eine echte Familie unter uns, weil wir füreinander leben. Wir glauben an den Frieden und daran, dass er bald möglich sein wird.
Esslingen: Wahrnehmung, Nähe, Gebet
Judith Kaiser schreibt: „Seid fröhlich in der Hoffnung, standhaft in der Bedrängnis, beharrlich im Gebet“ – so der Ruf aus Römer 12,12. Vielleicht ist es dieser Ruf, der uns als Christen aus verschiedensten Glaubensgemeinschaften jeden Dienstagabend im deutschsprachigen Raum im ökumenischen Zoom-Gebet für Frieden in der Ukraine zusammenbringt.
In unserem Gebet für einen gerechten Frieden setzen wir auf die Hilfe des Herrn in aller Not, die uns bewusst ist. Seit November 2023 sind wir eine konstante Beterzahl von 10- 20 Personen. Durch Miroslav aus Uschhorod und manchmal Viktor aus Lwiw ist die Ukraine im Zoom- Gebet immer mit dabei. Ihre Wahrnehmungen, Berichte, Grüße und Anliegen helfen uns konkret zu beten und Gottes Wirken und sein Antworten zu erkennen. Unsere Verbundenheit im Gebet hat uns nicht selten eine Herzensnähe spüren lassen, die uns jedes Mal aufs Neue erfrischt. Nach einem kurzen Impuls beten wir laut oder im Stillen, Fürbitte, segnend, das Wort Gottes bekennend… jeder in seiner Weise. Am Ende richten wir das Gebet noch konkret auf Israel und die dortige Situation. Einmal im Monat leitet uns Hans-Joachim Scholz im Gebet der Versöhnung.
Oft erleben wir, dass wir selbst durch diesen Moment gesegnet und im Glauben gestärkt werden. Und Gott handelt immer wieder aufs Neue – dafür danken wir ihm!
Den Puls der aktuellen Ereignisse vor Gott bringen
Wir möchten mit einem Gedanken von Papst Franziskus (1) schließen: „Vielleicht haben uns die Macht der Gewohnheit und eine gewisse Ritualisierung dazu verleitet zu glauben, dass das Gebet den Menschen und die Geschichte nicht verändert. Und doch verwandelt das Gebet die Wirklichkeit. Es ist aktive Mission, beständige Fürbitte. Es bedeutet nicht Entfernung von der Welt, sondern Veränderung der Welt. Beten heißt, den Puls der aktuellen Ereignisse vor Gott zu bringen, damit sich sein Blick auf die Geschichte weit öffnet.(…) Wenn das Gebet lebendig ist… fordert es uns immer wieder heraus, uns vom Hilferuf der Welt aufrütteln zu lassen.“
Wer an der Teilnahme an einem dieser Gebetsmomente interessiert ist, kann über die Website Kontakt mit uns aufnehmen.
Das internationale Sekretariat von Miteinander für Europa
(1) Predigt in der Chiesa del Gesù in Rom, am 12.März 2022
Der Prophet Jeremia hatte eine klare Vorstellung davon, was es heißt, im Umfeld dessen, wo wir wohnen und leben, Bestes zu suchen. Er wusste: Das Volk Gottes gedeiht, wenn es sich nicht abschottet, sondern sich dienend in die Gesellschaft einbringt. So schafft es Raum für Leben und Hoffnung für kommende Generationen.
Dass Gott sein Volk versammeln will, erleben wir seit Jahren. Wir sind uns bewusst, dass das Geschenk-Charisma, das Er jeder Bewegung und Gemeinschaft gegeben hat dazu bestimmt ist, „Licht und Salz“ in der Gesellschaft zu sein, in der wir leben, in ganz Europa. Mitten in der tiefen Krise, die wir heute durchleben, suchen wir gemeinsam nach dem Besten in den Herausforderungen und Möglichkeiten unserer Zeit.
Die Initiative in München soll eine Erfahrung der Freundschaft und Inspiration werden. Miteinander wollen wir Gott feiern und in Einheit und Versöhnung leben. MITEINANDER FÜR EUROPA.
Am Freitag, den 27. Juni, wird das „MITEINANDER“ vertieft: Es gibt eine Stadtführung, gefolgt von einem Imbiss und einem Abendprogramm.
Am Samstag, den 28. Juni, geht es um das „FÜR“: Vertiefung des Textes von Jeremia 29,7, gefolgt von Momenten des Austauschs. Am Nachmittag gibt es thematische Foren zu: Gebet für die Stadt/Region, soziale Initiativen, Jugend, Ehe und Familie, Weitergabe des Evangeliums, Migration und andere. Am Abend schließen Lobpreis und Gebet den Tag ab.
Am Sonntag, 29. Juni, steht „EUROPA“ im Vordergrund. Um 10.00 Uhr ist ein Gottesdienst vorgesehen.
Weitere Informationen und Anmeldung auf der nationalen Website: www.miteinander-wie-sonst.org. Die Veranstaltung wird auf Deutsch durchgeführt, Übersetzungen sind nicht vorgesehen.
Es ist der Morgen des 16. Oktober 2024 und wir befinden uns in einem Saal des Europäischen Parlaments. „Man kann mit bloßem Auge sehen, dass etwas passiert, wenn Menschen des Friedens sprechen“, sagt die portugiesische Europaabgeordnete Catarina Martins und eröffnet die Abschlusspräsentation des DialogUE-Projekts, an dem Miteinander für Europa beteiligt war. „Und dies ist genau so ein Moment. Der Dialog ist ein wirksames Mittel für den Frieden“, so Frau Martins weiter.
Anwesend sind 50 Vertreter der Projektpartner, Mitarbeiter europäischer Institutionen, religiöse Verantwortungsträger und Mitglieder der Zivilgesellschaft. Im Mittelpunkt des Treffens steht die Präsentation der Empfehlungen für die Europäische Union, die in der Broschüre „DialogUE Kit“ >> zusammengefasst sind.
Während der zweijährigen Laufzeit des Projekts arbeiteten vier Dialoggruppen zu drei Themenbereichen zusammen : Kommunikation, Ökologie und Sozialpolitik.
Die Dialoggruppen waren wie folgt zusammengesetzt:
zwischen Christen verschiedener Kirchen, über das Netzwerk Miteinander für Europa
zwischen Katholiken und Muslimen, über das Zentrum für interreligiösen Dialog der Fokolar-Bewegung
zwischen katholischen und konfessionslosen Bürgern über die DIALOP-Plattform für den transversalen Dialog
zwischen west- und osteuropäischen Bürgern durch die Gruppe Multipolarer Dialog.
Das Projekt förderte vor allem die Vermittlung der Bedeutung und der Methoden, die für einen wirksamen Dialog erforderlich sind. Es brachte auch internationale Experten zu diesen drei zentralen Herausforderungen zusammen, die den Teilnehmern halfen, die wichtigsten EU-Dokumente zu diesen Themen zu verstehen und ihre verschiedenen Dimensionen zu erforschen. Rund 10.000 Menschen aus 23 europäischen Ländern nahmen am Projekt teil.
Der Titel der Veranstaltung war bezeichnend: „DialogUE: Verschiedene Identitäten – verbündet und offen, um ein vereintes Europa zu schaffen“. In der abschließenden Diskussion wurde hervorgehoben, wie wichtig die Nähe zu den Institutionen ist, um Ideen und Projekte zur Förderung einer integrativen und nachhaltigen Politik auszutauschen.
Am Nachmittag desselben Tages fand eine von der KU Leuven (Universität Leuven) in Brüssel veranstaltete Podiumsdiskussion statt. Dabei analysierten die Teilnehmer einige bewährte Verfahren, die aus dem Projekt hervorgegangen waren. Darüber hinaus erörterten sie, wie diese Initiativen mit Hilfe des „DialogUE Kit“ weiterverbreitet werden können. Die Veranstaltung wurde live übertragen und ist auf Youtube verfügbar>>.
Um mehr über das Projekt und die vorgestellten Empfehlungen zu erfahren und Zugang zum Ressourcenzentrum zu erhalten, hier klicken>>.
von Maria Wienken
Quelle: New Humanity NGO Media Office; Foto: Szilvia Berényi und Team MfE
Anlässlich des Europatages 2024, fand am10. Mai eine Veranstaltung in Rom im Zentrum S. Maria in Campitelli statt. Unter den etwa 150 Anwesenden – Mitglieder verschiedener Bewegungen und Gemeinschaften des Netzwerkes in Rom – befanden sich auch Vertreter der europäischen Institutionen, darunter Silvia Costa und Filippo Sassoli, Bruder von David M. Sassoli.
Von besonderer Bedeutung war der Beitrag des Hauptreferenten Claudio Sardo, eines erfahrenen Journalisten, der seit mehreren Jahren mit Studien- und Forschungsaufgaben im Präsidialamt von Sergio Mattarella betraut ist. Seine historischen und soziologischen Analysen boten viel Stoff zum Nachdenken, und seine Einschätzungen unterstrichen die Prinzipien, die uns inspirieren.
Es folgten einige bewährte Praktiken, darunter die einiger Jugendlicher: Giulia Covalea von der Stiftung A. Megalizzi, Fabiola Marotti als „Botschafterin einer geeinten Welt“ und zwei Schüler der 5. Klasse, die vom Mittelmeerfestival berichteten.
Auch bei den musikalischen Intermezzi auf hohem Niveau spielten die Jugendlichen die Hauptrolle.
Zu Beginn konnte Beethovens Ode an die Freude, die vor genau 200 Jahren erstmals gespielt wurde und seit 1985 die offizielle Hymne der Europäischen Gemeinschaft ist, nicht fehlen.
In der angrenzenden, geräumigen Kirche fand ein ökumenisches Gebet statt, an dem 10 verschiedene Kirchen und kirchliche Gemeinschaften teilnahmen. Begleitet vom Chor, der sich aus Mitgliedern verschiedener Bewegungen und Gemeinschaften zusammensetzte, wurden Gebete und Anliegen vorgetragen, die den Frieden und die Nächstenliebe betonten. Als konkretes Zeichen wurde an alle Teilnehmenden Brot verteilt, das sofort spontan mit anderen ausgetauscht wurde. Abschließend erfolgte der feierliche gemeinsame Segen der Kirchenvertreter.
Bei einem Buffet hatten die Teilnehmer Gelegenheit, Beziehungen und Bekanntschaften fortzusetzen und zu vertiefen.
Ein Appell im Blick auf die bevorstehenden Europawahlen
Miteinander für Europa unterstützt diesen Appell, der sich an Institutionen, Politiker und Kandidaten für die Europawahlen richtet. Das Dokument wurde von der KEK (Konferenz Europäischer Kirchen), der COMECE (Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft) und der I.A.O. (International Assembly on Orthodoxy) verfasst.
Das Dokument unterstreicht die Bedeutung der christlichen Werte als Grundlage für den Aufbau Europas und fordert die europäischen Institutionen zu einem regelmäßigen und transparenten Dialog mit den Kirchen und religiösen Vereinigungen auf, wie in Artikel 17 des Vertrags von Lissabon vorgesehen.