Die Freude Europäer zu sein

von | Mrz 20, 2018

Es scheint, dass sich junge Menschen wenig Gedanken über die Zukunft Europas machen.  Ist das so? Meiner Meinung nach stimmt das nicht. Es gibt viele, die sich interessieren, aber man sieht sie nicht immer. Sichtbar sind vor allem jene, die die europäische Einheit nicht wollen. Dies müsste eine Herausforderung sein für alle Pro-Europäer, die für […]

Es scheint, dass sich junge Menschen wenig Gedanken über die Zukunft Europas machen.  Ist das so?

Meiner Meinung nach stimmt das nicht. Es gibt viele, die sich interessieren, aber man sieht sie nicht immer. Sichtbar sind vor allem jene, die die europäische Einheit nicht wollen. Dies müsste eine Herausforderung sein für alle Pro-Europäer, die für ein vereintes Europa eintreten.

Wie siehst du Europa im Kontext der aktuellen Weltpolitik?

Europa muss ein großes Beispiel an Demokratie geben, an Einheit und an  Zusammenarbeit. Es muss zeigen, dass die Demokratie eine bessere Lebensgrundlage ist.

Am 9. Mai feiern wir den „Europatag“. Was empfindest du bei diesem Datum? Wie würdest du dir wünschen, dass die Europäer diesen Tag begehen?

Für mich ist es ein wichtiges Datum. Es wäre ein Tag, an dem alle die Tatsache feiern könnten, dass wir in Frieden leben können, zumindest in weiten Teilen Europas. Vermutlich werden nicht ihn nicht alle öffentlich feiern, aber jeder sollte auf seine Weise der Freude Ausdruck verleihen, dass er ein Bürger Europas ist.

Wenn du Präsident der Europäischen Kommission wärst, also Entscheidungsbefugnis hättest, welche Prioritäten würden in deiner Agenda stehen um die Gemeinschaft unter den europäischen Völker zu erhalten und zu fördern? 

In erster Linie würde ich allen sagen, dass wir vor dem Gesetz gleich sind und als Bürger der Europäischen Union die gleichen Rechte haben. In den Ländern, die der EU erst seit kurzem angehören, sehen die Menschen nur die Unterschiede. Der Westen ist entwickelt, der Osten ist noch rückständig. In meiner Agenda würde stehen: Den Bürgern der EU sagen, dass wir alle gleich wichtig und unentbehrlich sind.

Hat Europa eine Zukunft? Welchen Beitrag siehst du etwa von Seiten der Kirchen, der christlichen Bewegungen und Gemeinschaften?

Europa hat eine große Zukunft! Europa ist für die Welt wichtig und sollte ein Beispiel sein. Es sollte zeigen, dass wir eins sind (was das Schwierigste ist) und dass es im Stande ist, alle anzunehmen. Der Beitrag der Kirchen und der Bewegungen müsste der sein, zu zeigen, dass wir keine Heuchler sind, die etwas sagen, aber etwas anderes tun. Wir müssen uns den anderen öffnen und sie annehmen. Dies gilt nicht nur für  Migranten, die nicht aus EU-Länder kommen, sondern auch innerhalb der EU selbst: Es darf keine Unterschiede zwischen Ost und West geben.

Wie denkst du über populistische Tendenzen? Könnte es in einem Miteinander nicht besser gehen? Aber wie?

Dies ist zurzeit wohl eine der schwierigsten Fragen. In den letzten Jahren haben wir erlebt, wie in fast allen Ländern der EU (und nicht nur dort) politische Parteien gewählt wurden, die sich mit populistischer Propaganda durchgesetzt haben. Dies ist auch in der Slowakei geschehen. Und es war nicht nur eine politische Partei. In den letzten Februartagen 2018  wurde in der Slowakei ein Journalist und seine Verlobte ermordet. Der 27 Jahre junger Mann schrieb über die Verbindung der Regierung (verschiedene populistische Parteien) mit der Mafia. Viele Slowaken haben darauf beschlossen, gemeinsam zu demonstrieren und mit ihrem Protest zu zeigen, dass sie genug von diesen Populisten haben. Aber miteinander. Friedlich, ohne Gewalt. Mit Angst, aber ohne Wut. Dies könnte ein Beispiel sein, wie man etwas miteinander tun kann. Sich vereinen, nicht nur als Bewohner einer Stadt, eines Landes, sondern als Bewohner der Europäischen Gemeinschaft. Als Bürger Europas.

Tomas Angelovic, Slowakei, 27 Jahre; Studium der Politikwissenschaften; Studiengang an der Sophia Universität in Loppiano (Italien)

0 Kommentare

Kommentar verfassen

Hier können Sie den Newsletter abbonieren


ARTIKEL ZU DIESEM THEMA

Hoffnung inmitten von Erschütterungen

Hoffnung inmitten von Erschütterungen

Trägerkreistreffen Miteinander für Europa (MfE) „Zur Hoffnung berufen“ – Vom 31. Oktober bis 2. November 2024 versammelten sich mehr als 200 VertreterInnen von Miteinander für Europa in Graz-Seckau (Österreich). Sie waren aus 19 europäischen Ländern gekommen und gehören zu 52 Bewegungen, Gemeinschaften und Organisationen.

Das Projekt DialogUE im Europäischen Parlament

Das Projekt DialogUE im Europäischen Parlament

Vertreter der Projektpartner, Personen aus den europäischen Institutionen, religiöse Verantwortungsträger und Vertreter der Zivilgesellschaft sind in einem Saal des Europäischen Parlaments versammelt. Im Mittelpunkt des Treffens steht die Präsentation von Empfehlungen an die Europäische Union.

Ostern gehört Christus!

Ostern gehört Christus!

Besuche bei Patriarch Bartholomäus I. und Papst Franziskus. Konstantinopel und Rom, 14. und 19. September 2024. Eine Delegation verschiedener Bewegungen, die an der Initiative „Ostern gemeinsam 2025“ teilnehmen, wurde von Patriarch Bartholomäus und anschließend von Papst Franziskus empfangen. Was sie eint, ist der Wunsch, denselben Glauben an den auferstandenen Christus am gemeinsamen Osterdatum 2025 zu bezeugen und die Christen einzuladen, ihre Spaltungen im Blick auf das Datum zu überwinden.

Cookie Consent mit Real Cookie Banner