Warum engagierst Du Dich in Miteinander für Europa?
Mein Herz hat schon immer für eine gelebte Ökumene geschlagen. Wo man einander ehrlich interessiert auf Augenhöhe begegnet, um einander zu verstehen, voneinander zu lernen und glaubensmäßig voneinander zu profitieren. Als evangelischer Christ bin ich in Österreich in einer Minderheitensituation, und darum freue ich mich immer besonders, wenn ich katholischen Glaubensgeschwistern von unserer Kirche erzählen kann. Dieser fruchtbare Austausch geschieht regelmäßig in unserer steirischen Miteinander für Europa-Gruppe. Hier sind echte Freundschaften und ein gegenseitiges Wertschätzen entstanden.
Fühlst Du dich im Herzen als Europäer?
Definitiv! Ich bin 1965 in Graz geboren, etwa 50 Kilometer vom damaligen Jugoslawien im Süden und Ungarn im Osten. Sprich: Es war von uns nicht weit entfernt, wo der „Eiserne Vorhang“ den Westen vom Osten trennte. Für mich als Kind und auch noch als junger Erwachsener war die Welt dahinter fremd und weit weg – obwohl man heute mit Auto oder Zug in 45 Minuten dort ist! Und doch hatte ich immer schon einen Bezug zu Osteuropa, weil meine Großeltern mütterlicherseits aus dem heutigen Ungarn bzw. Slowenien stammen. Das war damals ja alles die K. und K. Monarchie, und etwa um 1910 kamen sie nach Graz.
Ich bin froh und dankbar, dass es heute möglich ist, dass viele Menschen aus dem ehemaligen Ostblock nach Österreich kommen. Viele sehr schöne Begegnungen hier in Graz gab es auch im Zuge der internationalen Miteinander für Europa-Treffen in den letzten Jahren rund um den Europatag im Mai.
Warum findet das Trägerkreistreffen dieses Jahr in Graz statt?
Graz hat eine spezielle Glaubensgeschichte: Im 16. Jahrhundert fiel hier, und auch in vielen anderen Regionen des heutigen Österreich, die Reformation auf fruchtbaren Boden. Noch heute kann man Zeugnisse in Graz sehen, wie z.B. das Landhaus, das damals von Evangelischen errichtet wurde. Oder eine Gedenktafel für den berühmten Astronomen Johannes Kepler, der als Protestant in Graz unterrichtete.
1997 fand hier die „Zweite Europäische Ökumenische Versammlung“ mit zigtausenden Gästen aus ganz Europa statt. Und 2017, im Jubiläumsjahr „500 Jahre Reformation“, wurde im Hof des Landhauses feierlich ein Gedenkstein enthüllt. Er trägt die Worte „Gegeneinander – Nebeneinander – Miteinander“, die kurz und prägnant die bewegte Glaubensgeschichte ausdrücken. Ich denke, das war ein Hauptgrund, warum die Wahl auf Graz gefallen ist.
Du bist auch als Kabarettist tätig, spielst mit deinem Kollegen Oliver Hochkofler sogar in Kirchen. Passen Glaube und Humor zusammen?
Ja freilich! Wer wenn nicht wir Christen dürfen lachen, aus der Freude des Evangeliums heraus? Klar, nicht jede Art von Witz oder Kabarett hat in einer Kirche Platz. Wir würden uns auch nie über Jesus oder die Bibel lustig machen. Ganz im Gegenteil: Oliver und ich möchten mit unseren Programmen zeigen, wie schön und bereichernd Glaube sein kann, möchten die Menschen über eine humorvoll-informative Weise dazu einladen, den Schatz des Evangeliums zu entdecken. Wir werfen in unserem neuen Programm „Aus heiterem Himmel – Mit der Kirche ums Kreuz“ einen Blick auf die einzelnen Schwerpunkte, aber vor allem das Gemeinsame der Konfessionen. Klar, wir beleuchten auch die eine oder andere Herausforderung, die es in Kirchen halt gibt. Und wenn eher kirchenferne Besucher nach dem Programm sagen, jetzt hätten sie was gelernt und den einen oder anderen Impuls mitgenommen, dann freuen wir uns riesig.
Interviewer: Beatriz Lauenroth
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