Gebet verwandelt die Wirklichkeit

von | Feb. 26, 2025

An verschiedenen Orten gibt es seit Jahren Initiativen, bei der sich Menschen aus verschiedenen Kulturen und Nationen regelmäßig online treffen, um für das Ende der Kriege und für einen dauerhaften Frieden in Europa und der Welt zu beten. Es sind Momente der Tiefe, der Nähe und des Austauschs. Wir berichten hier über Erfahrungen aus der Ukraine, Slowenien und Deutschland. Zum Schluss noch eine bedeutungsvolle Aussage von Papst Franziskus über das Gebet.
Pace, preghiera e speranza in azioni di pace.

Ukraine: Die Kraft der Nähe

Seit etwa vier Jahren, schon vor dem Ausbruch des großflächigen Krieges in der Ukraine, treffen wir uns jeden Donnerstagabend online, um gemeinsam für den Frieden zu beten. Wir gehören verschiedenen Kulturen und Nationen aus Ost- und Westeuropa an. Seit einigen Monaten haben sich auch Vertreter aus dem Heiligen Land angeschlossen.

Wir sind nur etwa hundert, aber es ist immer ein besonderer Moment, der uns spüren lässt, dass wir eine einzige Familie sind, die gemeinsam zu Gott betet und um Frieden bittet. Für uns hier in der Ukraine ist es ein großes Geschenk, zusammen zu beten, denn es gibt uns die Kraft durchzuhalten und lässt uns die Nähe vieler Menschen spüren. Und das gibt uns Hoffnung für die Zukunft.

Ljubljana: drei Jahre lang jeden Tag

Marjana und Pavel Snoj erzählen: Der Angriff Russlands auf die Ukraine am 22. Februar 2022 hat uns überrascht und in Angst versetzt – damit haben wir wirklich nicht gerechnet! Wir in Slowenien wissen, was ein Krieg ist; wir haben ihn auch nach dem Zerfall des ehemaligen Jugoslawien Anfang der 90er Jahre erlebt und tragen noch immer seine Wunden. Deshalb haben wir uns gefragt, was wir gegen diesen Krieg tun können, der immer eine Quelle von Schmerz, Zerstörung und Tod ist. Eine Möglichkeit war uns sofort klar: das Gebet! Denn wir sind sicher, dass das Gebet alles von Gott erlangen kann.

Also haben wir uns entschlossen, ein Online-Gebet zu gestalten. Wir sind etwa 60 Personen aus verschiedenen Bewegungen und Gemeinschaften, die seit Februar 2022 jeden Tag 30 Minuten lang gemeinsam beten. Wir haben nie damit aufgehört, unter keinen Umständen. Am Ende des Gebets bleiben wir noch kurz miteinander verbunden, etwa 5 bis 10 Minuten, um die neuesten Nachrichten über die Kriegssituation, die Sorgen und Freuden, die wir alle erleben, auszutauschen. Es entsteht wirklich eine echte Familie unter uns, weil wir füreinander leben. Wir glauben an den Frieden und daran, dass er bald möglich sein wird.

Esslingen: Wahrnehmung, Nähe, Gebet

Judith Kaiser schreibt: „Seid fröhlich in der Hoffnung, standhaft in der Bedrängnis, beharrlich im Gebet“ – so der Ruf aus Römer 12,12. Vielleicht ist es dieser Ruf, der uns als Christen aus verschiedensten Glaubensgemeinschaften jeden Dienstagabend im deutschsprachigen Raum im ökumenischen Zoom-Gebet für Frieden in der Ukraine zusammenbringt.

In unserem Gebet für einen gerechten Frieden setzen wir auf die Hilfe des Herrn in aller Not, die uns bewusst ist. Seit November 2023 sind wir eine konstante Beterzahl von 10- 20 Personen. Durch Miroslav aus Uschhorod und manchmal Viktor aus Lwiw ist die Ukraine im Zoom- Gebet immer mit dabei. Ihre Wahrnehmungen, Berichte, Grüße und Anliegen helfen uns konkret zu beten und Gottes Wirken und sein Antworten zu erkennen. Unsere Verbundenheit im Gebet hat uns nicht selten eine Herzensnähe spüren lassen, die uns jedes Mal aufs Neue erfrischt. Nach einem kurzen Impuls beten wir laut oder im Stillen, Fürbitte, segnend, das Wort Gottes bekennend… jeder in seiner Weise. Am Ende richten wir das Gebet noch konkret auf Israel und die dortige Situation. Einmal im Monat leitet uns Hans-Joachim Scholz im Gebet der Versöhnung.

Oft erleben wir, dass wir selbst durch diesen Moment gesegnet und im Glauben gestärkt werden. Und Gott handelt immer wieder aufs Neue – dafür danken wir ihm!

Den Puls der aktuellen Ereignisse vor Gott bringen

Wir möchten mit einem Gedanken von Papst Franziskus (1) schließen: „Vielleicht haben uns die Macht der Gewohnheit und eine gewisse Ritualisierung dazu verleitet zu glauben, dass das Gebet den Menschen und die Geschichte nicht verändert. Und doch verwandelt das Gebet die Wirklichkeit. Es ist aktive Mission, beständige Fürbitte. Es bedeutet nicht Entfernung von der Welt, sondern Veränderung der Welt. Beten heißt, den Puls der aktuellen Ereignisse vor Gott zu bringen, damit sich sein Blick auf die Geschichte weit öffnet.(…) Wenn das Gebet lebendig ist… fordert es uns immer wieder heraus, uns vom Hilferuf der Welt aufrütteln zu lassen.“

Wer an der Teilnahme an einem dieser Gebetsmomente interessiert ist, kann über die Website Kontakt mit uns aufnehmen.

Das internationale Sekretariat von Miteinander für Europa

(1) Predigt in der Chiesa del Gesù in Rom, am 12.März 2022

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