Stimmen aus Prag – Teil 3

Stimmen aus Prag – Teil 3

Kurze Interviews mit einigen Teilnehmern des Trägerkreis-Treffens von Miteinander für Europa in Prag – Teil 3

„To take out whatever separates us“ – Dimitrios Kontoudis, Orthodox Christian Apostolic Fellowship Metamorphosis, Greece

„Be part of where Europe is going“ – Lionel Kubwimana, Focolare Movement, France

„Positive Abhängigkeit“, Walter Kriechbaum, CVJM München, Deutschland

„Portare un volto del Vangelo“ – Ilona Toth, Movimento dei Focolari, Ungheria/Italia

„Prier et sortir“ – François Delooz, Communauté de Sant’Egidio, Belgique

„Seekers of truth“ – Jeff Fountain, Schuman Centre for European Studies/YWAM, Holland

Fantastisch!

Fantastisch!

Der eisige Frost von Prag scheint heute Abend fast zu schmelzen bei den Tausend und Abertausenden von Kerzen, die Passanten an den Gedenkstätten der «samtenen Revolution» vom 17. November 1989 angezündet haben.

Während man feiert, der Musik auf den Plätzen zuhört oder von der Karlsbrücke aus die Abendlichter dieser wunderschönen Stadt bewundert, halten Jugendliche und Erwachsene, Kinder und Eltern mit Babys auf den Armen gesammelt inne, auf dass die Erinnerung an jene Ereignisse nicht verloren gehe.

Auch wir, eine kleine Gruppe, die nach dem Treffen des Trägerkreises von Miteinander für Europa noch geblieben ist, tauchen ein in diese Atmosphäre von Prag; im Austausch über das, was wir in diesen Tagen erlebt haben, vervielfacht sich die Freude.

170 Personen sind in ebenso viele Richtungen wieder abgereist, erfüllt von den unvergesslichen Eindrücken dieses Treffens: „Wenn wir verstehen, wer Jesus ist, verstehen wir die Wahrheit“; „Ich habe den Unterschied zwischen «Individuum» und «Person» verstanden: das Individuum führt immer zu Autoritarismen, die Person zur Gemeinschaft“; “Wir sind Bürger! Wir müssen die Geschwisterlichkeit in die Gesellschaft bringen!“; „Neben vielen Sprachen habe ich auch die der Herzen, die für die Einheit schlagen, kennengelernt“; „Ihr Erwachsene seid ein Vorbild für uns Jugendliche!“

Diese Eindrücke klingen noch in uns nach, wie auch die abschließenden Gedanken am Vormittag: „Miteinander für Europa ist ein Ruf.“ Um ihm treu zu bleiben dürfen wir die Ziele, die wir erreichen wollen, auch in der Realität unseres Alltags nicht aus den Augen verlieren. Welches sind diese Ziele?

Das Bewusstsein, dass unsere Kirchen, jede Bewegung und jede Gemeinschaft, schon in sich multikulturelle Netzwerke sind, die Europa über Sprach- und Landesgrenzen hinweg verbinden. Wir sind der Auftakt eines europäischen Volkes.

Jede Bewegung oder Gemeinschaft ist ein Ausdruck des Evangeliums, aus dem ihr ganz eigenes Charisma hervorgeht als Antwort auf eine Herausforderung unserer Zeit.

Gemeinsam, auf der Basis der gegenseitigen Liebe und mit Jesus in unserer Mitte, sind wir alle ein europäisches Laboratorium der Einheit in versöhnter Vielfalt. In dieser individualistischen Gesellschaft, in der die Kultur der Trennung herrscht, schauen wir auf IHN, der am Kreuz Himmel und Erde verbunden hat und setzen uns ein für eine Kultur des „Miteinander für…“.

Überzeugt, dass wir Kinder des einen Vaters sind, sind wir offen für alle Menschen und wollen Zeugen dieser universalen Geschwisterlichkeit sein.

Zum Wohl unserer Städte, Länder und Kontinente arbeitet Miteinander für Europa mit Vertretern aus Politik und Kultur zusammen, um ein Europa als «Haus der Nationen, Familie von Völkern» zu verwirklichen.

Es heisst, die Laien seien in den Kirchen ein «schlafender Riese». „Verantwortung ist die Antwort– wie Václav Havel sagte. Wenn wir für die Gesellschaft um uns herum Verantwortung übernehmen, können wir mit unserem Leben zu einer Antwort werden!

Jemand hat uns beim Abschied an den berühmten «Brief an Diognet» erinnert, in dem es heisst, die Christen seien der «Sauerteig» in der Welt. „Ich habe mir gedacht: So ist es! Miteinander für Europa hat im Kleinen Europa wieder eine Seele gegeben. Der Sauerteig ist da und beginnt die Gesellschaft zu durchsäuern! Die Hoffnung auf ein gutes Stück Brot besteht! Fantastisch!“

Er hat Recht. Das ist wirklich fantastisch!

Ilona Toth

 

Stimmen aus Prag – Teil 2

Stimmen aus Prag – Teil 2

Kurze Interviews mit einigen Teilnehmern des Trägerkreis-Treffens von Miteinander für Europa in Prag – Teil 2

„Identity is something what we desperately need!“ Pavel Fischer, Senator in the Czech Parliament

„Europa ist sehr bewegt“. Valerian Grupp, CVJM Esslingen, Deutschland

„Abbiamo un grande fondamento che ci lega.“ Matthias Leineweber, Comunità di Sant’Egidio, Germania

„Pour leur communiquer la beauté“. François Delooz, Communauté de Sant’Egidio, Belgique

„I realised the strength of the Movements.“ Pavel Černý, Pastor, Czech Republic

Stimmen aus Prag – Teil 1

Stimmen aus Prag – Teil 1

Kurze Interviews mit einigen Teilnehmern des Trägerkreis-Treffens von Miteinander für Europa in Prag – Teil 1 

„Ein Geschenk des Heiligen Geistes“. Sr.M.Lioba Ruprecht, Schönstätter Marienschwestern, Deutschland

„Non sediamoci sul divano!“ František Talíř, Movimento dei Focolari, Cechia.

„Going against the mainstream.“ Annamária Fejes, Focolare Movement, France

„Ricerca della verità come antidoto alla paura.“ Georges El Hage, SYNDESMOS, Francia

„Traverser nos peurs“. Gérard Testard, Efesia, France

 

Die Aufgabe einer kreativen Minderheit

Die Aufgabe einer kreativen Minderheit

Auszüge aus einem Beitrag von Jesus Moran Cepedano, Ko-Präsident der Fokolar-Bewegung, Philosoph und Experte in anthropologischer Theologie, zum Kongress von Miteinander für Europa in München am 30.6.2016.

Warum hat Europa in den letzten Jahrhunderten eine Kultur hervorgebracht, für die Gott nicht mehr ein Geheimnis ist, sondern ein unlösbares Problem? Und die als Folge davon auch den Menschen zu einem unlösbaren Problem macht – den Menschen in der Beziehung zu sich selbst, zu den anderen, zum Kosmos und zum Absoluten? Die Frage ist umso „anstößiger“ wenn wir an die Geschichte des europäischen Kontinents denken, der über viele Jahrhunderte einen Humanismus erarbeitet hat auf der Ebene des Geistes, der Kunst, der Philosophie, der Wissenschaft, des Rechts und der Politik.

Im Jahr 2004 unterstrich der damalige Kardinal Josef Ratzinger die Aussage von Arnold J. Toynbee, dass das Schicksal einer Gesellschaft entscheidend von einer kreativen Minderheiten abhänge. Vielleicht, so Ratzinger, sei das die Aufgabe der Christen: sich als eine solche kreative Minderheit zu begreifen und dazu beizutragen, dass Europa das Beste aus seinem Erbe neu zurückgewinnt. [1]

Worin dieses Erbe besteht, wird uns überraschenderweise von bekannten Intellektuellen wie Hans Georg Gadamer und George Steiner aufgezeigt. Aus verschiedenen Sichtweisen sehen beide in Europa sowohl eine „geistliche wie eine intellektuelle“ Aufgabe. Gadamer schreibt: „Mit dem anderen leben, wie der andere und vom anderen leben, ist eine universale Aufgabe, im Großen wie im Kleinen. Wenn wir heranwachsen und – wie man sagt – ins Leben hinausgehen, lernen wir, mit dem anderen zusammenzuleben. Das Gleiche gilt auch für große Menschengruppen wie Völker und Staaten. Es ist wahrscheinlich ein Privileg Europas, dass es mehr als andere Länder lernen konnte und musste, mit den Verschiedenheiten zu leben.“[2]

Diese Bestimmung verlangt die Kreativität, die Begabung und die Fähigkeit, neu aufzustehen und die eigenen Grenzen zu überwinden. Dies gehörte immer schon zur Seele Europas, wie seine gesamte Geschichte beweist – vor allem in der Zeit nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges. Die Gründerväter des europäischen Projekts besaßen die Kühnheit, nicht nur von einer anderen Idee von Europa zu träumen, sondern auch zu beginnen, diese Idee umzusetzen. Dabei zielten sie auf die Integration des ganzen kulturellen Erbes des Kontinents, denn –  wie es Konrad Adenauer mit prophetischen Worten sagte -: „… die Zukunft der abendländischen Menschheit (…) ist durch keine politische Spannung so gefährdet wie durch die Gefahr der Vermassung, der Uniformierung des Denkens und Fühlens, kurz, der gesamten Lebensauffassung, und durch die Flucht aus der Verantwortung, aus der Sorge für sich selbst.“[3]

Deshalb kann und muss Europa eine Kultur der Einheit in der Verschiedenheit entwickeln und so der Welt, heute mehr denn je, eine Perspektive geben. Und zwar auf allen Ebenen: angefangen beim persönlichen, alltäglichen Leben bis hin zu den Institutionen und zur gemeinsamen Perspektive. Dazu hat vor kurzem auch der Ökumenische Patriarch Bartholomäus I. aufgefordert: „Auch die Institutionen werden verstehen – wenn wir imstande sind, sie mit dieser Achtsamkeit auf die Vielfalt zu „verwandeln“-, dass Vielfalt Geschenk und nicht Gegensatz bedeutet, Reichtum und nicht Ungleichgewicht, Leben und nicht Tod. Wir leben in einem Kontext, in dem der Pluralismus Gefahr läuft, im Namen einer falschen Einheit, die nach der globalen Nivellierung aller Ausdrucksformen des Menschen strebt, preisgegeben zu werden. […] Aber gerade aus der Annahme der Verschiedenheit als Basis für die verwundete Menschheit, durch den Dialog der Liebe, durch gegenseitige Achtung, durch die Annahme des Anderen und unsere Bereitschaft aufzunehmen und aufgenommen zu werden, können wir für die Welt zum Bild Christi werden und wie er in der Einheit auch Vielfalt sein.“[4]

Es geht darum, mit neuem Schwung und mit Entschiedenheit erneut eine Kultur der Menschenrechte hervorzubringen, die fähig ist, auf weise Art die persönliche Dimension mit dem Gemeinwohl aller Gruppen zu verbinden, die in Gesellschaft und Politik zusammenkommen. Dabei darf die transzendente Würde des Menschen nicht verloren gehen, wie Papst Franziskus 2014 vor dem Europäischen Parlament unterstrich.

Deshalb ist auf diesem Weg die Rolle der geistlichen Gemeinschaften von entscheidender Bedeutung. Ihre Aufgabe ist ja die freudige Verkündigung der Frohbotschaft. In einer Epoche, in der die „kulturelle Allianz“ der Kirchen mit der sie umgebenden Gesellschaft zerbrochen scheint, geht es darum, zum Evangelium zurückzukehren. Es gilt, wichtige Begegnungen im Licht der Heiligen Schrift, der Erzählungen des Evangeliums anzuregen, um so dasselbe Leben hervorzubringen, das Jesus von Nazareth hervorgebracht hat. Das hat auch Papst Franziskus anlässlich der Verleihung des Karlspreises unterstrichen. Er sagte: „Gott möchte unter den Menschen wohnen, aber das kann er nur mit Männern und Frauen erreichen, die – wie einst die großen Glaubensboten des Kontinents – von ihm angerührt sind und das Evangelium leben, ohne nach etwas anderem zu suchen. Nur eine Kirche, die reich an Zeugen ist, vermag von neuem das reine Wasser des Evangeliums auf die Wurzeln Europas zu geben. Dabei ist der Weg der Christen auf die volle Gemeinschaft hin ein großes Zeichen der Zeit, aber auch ein dringendes Erfordernis, um dem Ruf des Herrn zu entsprechen, dass alle eins sein sollen (vgl. Joh 17,21).“ [5]

[1] Europa. Seine geistlichen Fundamente gestern, heute und morgen., Lectio magistralis von Kard. J. Ratzinger, 13. Mai 2004, Bibliothek des Senats, Rom.

[2] L’eredità dell’Europa, Einaudi, Torino 1991, pp. 21-22.

[3] Rede bei der Vollversammlung der Deutschen Handwerker, Düsseldorf, 27. April 1952. Zitiert von Papst Franziskus bei der Verleihung des Karlspreises (6. Mai 2016).

[4] Lectio magistralis des Ökumenischen Patriarchen Bartholomäus anlässlich der Verleihung des Ehrendoktorats am Hochschulinstitut Sophia, Loppiano, 26. Oktober 2015.

[5] Papst Franziskus, Rede bei der Verleihung des Karlspreises, Rom, 6. Mai 2016.

Foto: ©Ursel Haaf – www.urselhaaf.de

Die Wahrheit siegt

Die Wahrheit siegt

Europa lebt von den Ideen, aus denen es entstanden ist

Zur Vorbereitung auf das Treffen des Trägerkreises von Miteinander für Europa, hier drei Fragen an Jiři Kratochvil aus Prag, Experte für den Dialog zwischen den verschiedenen europäischen Kulturen.

Das nächste Treffen des Trägerkreises von „Miteinander für Europa“ findet in Prag statt, Land der „Hussiten“, des „Prager Frühlings“ und der „Samtenen Revolution“. Die große Geschichte des tschechischen Volkes wird den Rahmen zum Dialog unter den Teilnehmern bilden. Wir kann man diese Geschichte vertieft verstehen?

Es ist eine bewegte Geschichte, gekennzeichnet von großen idealistischen und spirituellen Aufbrüchen, von der Suche nach Gerechtigkeit und Wahrheit, die aber oft in große Ernüchterung endete. Dies war gerade bei den drei erwähnten Ereignissen der Fall: Die hussitische Bewegung entbrannte nach dem Tod des Priester Jan Hus, der 1415 auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde und der für seine Anhänger als Märtyrer für die Wahrheit galt. Leider haben die darauffolgenden Kriege, in denen es nicht mehr um die Wahrheit, sondern um Macht ging, das Land komplett verwüstet. So auch viele Jahrhunderte später, 1968, als die Hauptakteure des „Prager Frühlings“, die mit der begeisterten Unterstützung der ganzen Nation – so etwas hatte es zuvor nie gegeben – ein sozialistisches Regime mit einem „menschlichen Gesicht“ errichten wollten, das frei sein sollte von den Lügen und Grausamkeiten der nahen Vergangenheit. Leider wurde diese Hoffnung von den Raupen der Panzer vernichtet und machte einer allgemeinen Resignation Platz, die auch durch das heldenhafte Opfer von Jan Palach (einem Studenten, der sich aus Protest lebendig verbrannte) nicht zum Stillstand kam.

Und dann 1989 die „Samtene Revolution“, an die sich viele von uns noch gut erinnern; sie stand unter dem Wort ihres Hauptprotagonisten, Vaclav Havel: „Liebe und Wahrheit müssen über Lüge und Hass siegen.“ Niemand ahnte jedoch, dass ein so langer Kampf folgen werde: Die geistigen Früchte der ersten Monate, die man bei den Kundgebungen auf der Strassen und Plätzen so stark wahrgenommen hatte, wurden immer geringer weil sie vom Pragmatismus einer „Technologie der Macht“ ersetzt wurden.

Die Fahne des Präsidenten der Tschechischen Republik trägt den Schriftzug „die Wahrheit siegt“. Allerdings wurde die ursprüngliche Version – „Gottes Wahrheit siegt“ – abgeändert. Wir aber sind sicher, dass am Ende der Geschichte Seine Wahrheit siegen wird. Aber vielleicht muss sie zuvor noch manche Niederlage erfahren, wie uns die Geschichte (nicht nur die tschechische) lehrt, aber das entbindet uns nicht von der Pflicht, stets auf Seiner Seite zu stehen, auf der Seite Seiner Wahrheit.

„Miteinander für Europa“ möchte einen Beitrag zur Förderung der Einheit zwischen Ost- und Westeuropa leisten. Welche Rolle fällt dabei der Tschechischen Republik zu?

Aufgrund seiner zerrissenen religiösen Geschichte ist die Tschechische Republik ein sehr säkularisiertes Land. Die Mehrheit seiner Bevölkerung will sich nicht mit einer Kirche identifizieren. Aber das heißt nicht, dass sie atheistisch ist; erstaunlicherweise geht die Zahl derer, die sich als Atheisten bezeichnen, immer mehr zurück. Unter den Menschen, unter den Jugendlichen und auch unter den Intellektuellen gibt es eine starke Sensibilität für spirituelle und kulturelle Werte. Das kam zum Beispiel 2009 beim herzlichen Empfang, den die akademische Gemeinde von Prag Papst Benedikt XVI bereitet hat, zum Ausdruck. Vielleicht hat gerade diese Begegnung den Papst bewogen, einen „Vorhof der Völker“  als Raum für den Dialog mit der „säkularisierten“ Welt einzurichten.

Als Christen verschiedener Kirchen, die untereinander vereint sind, gemeinsam nach möglichen Formen dieses Dialogs zu suchen, das könnte eine Aufgabe für Miteinander für Europa sein. Säkularisierten Laien mit unterschiedlichen Merkmalen und Zügen gibt es in ganz Europa. Tschechien könnte zu einer kleinen „Werkstatt“ der Begegnung mit ihnen werden.

Mit dem Blick auf die Zukunft Europas, welche weitere Herausforderungen zeichnen sich ab auf dem Weg zum angestrebten Ziel, der Einheit?

Eine sehr schwierige Frage, deren Antwort mir zwar nicht einfach, aber gleichzeitig auch logisch erscheint. Man sagt, dass jede Nation – und dies gilt auch für einen Kontinent – von den Ideen lebt, aus denen sie entstanden ist. Man braucht sich nur in Erinnerung zu rufen, woraus das Europa, in dem wir heute leben, hervorgegangen ist: aus Jerusalem (Glaube), aus Athen (Vernunft) und aus Rom (Recht). Auf diesem sicheren Fundament sind seine kulturelle, spirituelle und materielle Größe und sein Reichtum gewachsen. Heute stehen wir vor der Situation einer Völkerwanderung, ähnlich wie die zu Beginn des Mittelalters: Die größte Herausforderung besteht darin, mit dem Anderssein der Neuankömmlinge, die sicherlich viele sein werden, leben zu können, denn die Migrationsströme werden nicht nur aus politischen und wirtschaftlichen Gründen, sondern vor allem aus klimatischen Gründen anhalten.

Wir dürfen uns nichts vormachen: Europa, wie wir es kennen, wird früher oder später verschwinden, nicht zuletzt wegen der sinkenden Geburtenraten. Wir Christen müssen die „kreative Minderheit“ bilden und zu diesen starken Wurzeln unserer Tradition und zu allen wahren Werten, die daraus hervorgegangen sind, zurückkehren, ohne uns jedoch den neuen Impulsen zu verschließen. Auf dieser spirituellen Grundlage können wir mit der Gnade Gottes, um die es immer zu beten gilt, die neue Einheit des neuen Europas suchen.

Jiři Kratochvil, Jahrgang 1953, Wirtschaftsstudium in Prag. Er hat viele Jahre in den Finanzabteilungen von verschiedenen staatlichen Unternehmen gearbeitet. Nach dem Fall des Kommunismus hat er der Caritas beim Wiederaufbau geholfen. Er hat in Kanada, Italien und Deutschland gelebt, sowie in Tschechien und in der Slowakei. Derzeit arbeitet er in Prag als Übersetzer in der tschechischen Bischofskonferenz.

Foto: Prag: ©Canva; Jiři Kratochvil: privat

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