Mut, Europa!

Mut, Europa!

Treffen des Trägerkreises von Miteinander für Europa: 129 Teilnehmer aus 13 europäischen Ländern sind vom 10. bis 12. November 2016 im internationalen Bildungszentrum der Fokolar-Bewegung in Castel Gandolfo bei Rom zusammen gekommen. Acht Sprachen mit vier Simultanübersetzungen: die Vertreter von 39 christlichen Bewegungen und Gemeinschaften haben – wie es einer von ihnen ausgedrückt hat – ein “kleines Pfingstwunder” erlebt.  

Alle Kongressteilnehmer – Verantwortliche oder Vertreter der jeweiligen Bewegung / Gemeinschaft –  waren noch voller Dankbarkeit und Freude über das Ereignis in München im vergangenen Juni-Juli. Und alle sind davon überzeugt: wenn uns vor einem Jahr während des gleichen Treffens in Holland die Nachricht vom Attentat in Paris erreicht hatte, wenn sich vor der Veranstaltung in München der Brexit und in diesen Tagen die Herausforderung nach dem Wahlergebnis in den USA ergeben hat, dann braucht es wirklich mehr denn je das Miteinander für Europa!

Jetzt drängt die Frage: wie wird der Weg des Miteinander in Zukunft aussehen? Welche konkreten Schritte gilt es in den einzelnen Gemeinschaften und Bewegungen, in den Nationen und im Miteinander für Europa zu gehen?

Das Treffen war von diesbezüglichen Anregungen und Vorschlägen charakterisiert. Aus Vorträgen, Gesprächen, persönlichem Austausch und Gruppenarbeit haben sich einige Ideen für das Jahr 2017 entwickelt. Hier nur zwei davon:

  • Am 25. März 2017 jährt sich zum 60. Mal die Unterzeichnung der “Römischen Verträge”, der als einer der wichtigsten historischen Momente im Prozesses der europäischen Integration gilt. Bedeutende Politiker werden sich im Campidoglio in Rom treffen. Miteinander für Europa möchte durch eine Gebetsvigil am Vorabend seine Teilnahme ausdrücken und den Politikern bereits vorab ein Dokument zukommen lassen, in dem es seine Vorstellung von Europa darlegt. Es wäre wünschenswert, dass sich ähnliche Initiativen in europäischen Städten ereignen, in denen das  Miteinander existiert.
  • In diesen Tagen kam unter anderem der Wunsch auf, “Räume der Begegnung” zu schaffen. 2017 möchte man die Gemeinschaft unter den Bewegungen auf Ortsebene intensivieren und erneut ein “Programm für die Städte” anbieten.

Einige Echos während und nach dem Treffen:

Elke Pechmann (Offensive Junger Christen OJC eV.): “Miteinander für Europa ist weder Luxus noch eine hinzugefügte Aufgabe, sondern eine beachtliche Investition für die Gegenwart und die Zukunft Europas.”

Larisa Musina (Trasfiguration Fellowship of Minor Orthodox Brotherhoods, St. Philaret, Moskau): “Um echte Freunde zu werden, muss man sich gut kennen. Wir werden den Dialog zwischen den Ländern im Osten und Westen Europas erweitern. Zusammen mit anderen Ländern Osteuropas haben auch wir Russen dem Westen viel zu geben.”

Pavel Snoj (Fokolar-Bewegung, Slowenien): “Wenn wir wieder in unser Land zurückgekehrt sind, werden wir alle anderen Bewegungen in Slowenien von unserem Treffen hier in Kenntnis setzen. Wir werden dazu auch zwei Bischöfe – je aus der katholischen und der lutherischen Kirche – einladen, damit auch sie wissen, dass sich Laien gemeinsam mit den Kirchen in Europa für eine bessere Zukunft des Kontinents organisieren.”

Selomi Zürcher (JAHU, Schweiz), als Sprecherin der Jugendlichen ihrer Arbeitsgruppe: “Wir empfinden die Zukunft Europas als unsere Sache. Wir wissen die Erfahrung und die Weisheit der Erwachsenen zu schätzen; wir bitten sie uns Vertrauen zu schenken und die Bereitschaft, auch von uns etwas zu lernen. So kann das Europa unserer Väter auch das Europa der Kinder werden.”

Constanze Wolf (Fokolar-Bewegung, Deutschland): “Wie gerne möchte ich meine Begeisterung für das Miteinander anderen Jugendlichen weitergeben! Ich habe begonnen in der Pfarrei und auf Arbeit davon zu berichten, und ich hoffe, dass wir im nächsten Jahr – in Wien, wo das nächste Treffen geplant ist – zu mehreren sein werden.”

Eines ist gewiss: mehr denn je ist die Erfahrung von Versöhnung und Freundschaft von Menschen aus dem Miteinander für Europa gefragt, damit die “Partitur im Himmel” – wie Chiara Lubich es ausgedrückt hat – entdeckt werden kann.

Das nächste Treffen des Trägerkreises von Miteinander für Europa findet vom 9. – 11. November 2017 in Wien statt.

Beatriz Lauenroth

In Österreich – Gemeinsam auf dem Weg der Versöhnung

In Österreich – Gemeinsam auf dem Weg der Versöhnung

Der Runde Tisch Österreich und unsere Gruppe Miteinander für Europa, die sich als Ökumene der Herzen verstehen, haben es sich zur Aufgabe gemacht als Geschwister im Glauben zu leben und Wege der Versöhnung zu suchen, wo immer es als Einzelne oder als Gemeinschaft möglich ist… 

Die Mitglieder setzen sich aus verschiedenen christlichen Kirchen, freien Gemeinden und Gemeinschaften zusammen. Spaltung schwächt den ganzen Leib Christi, während Vielfalt die Einheit stärkt und bereichert, das ist nicht nur unsere Erfahrung. Es geht uns nicht um eine von Menschen gemachte Uniformität sondern um eine von Gott inspirierte Einheit gemäß 1Kor12,4 es gibt verschiedene Gnadengaben, aber nur den einen Geist.

Die Gedenkfahrt 2016 (16.-26.8.2016) führte an Orte mit besonderer Bedeutung in der Reformation, der Gegenreformation und der Geschichte der Täufer. Es wird versucht, den historischen Ereignissen nachzugehen und für das in der Vergangenheit von beiden Seiten verursachte Leid stellvertretend Buße zu tun und um Reinigung des Gedächtnisses zu beten, denn 500 Jahre Trennung sind genug. Auch in Deutschland haben Bischöfe aus beiden Kirchen zu einem Pilgerweg in Wittenberg eingeladen.

Nach Stationen in Graz und Murau führte die Reise nach Kärnten. Der Kurator des Museums Dr. Alexander-Hanisch-Wolfram begrüßte uns. Er gab uns zunächst einen Überblick über die evangelische Geschichte Kärntens zur Reformations- und Gegenreformationszeit. Anschließend stellte er uns auch die aktuelle Ausstellung zum Thema Migration vor. Die gemeinsame Gebetszeit im Toleranzbethaus bot die Gelegenheit, der Zeugen des Evangeliums zu gedenken und Gott für das Unrecht um Vergebung zu bitten. In Paternion besuchten wir anschließend die Pfarrkirche und das Schlossportal, wo wir interessante Einzelheiten aus der Zeit des Geheimprotestantismus erfuhren.

Tags darauf begann unsere gemeinsame Zeit mit einer Andacht in der evangelischen Pfarrkirche Arriach, begrüßt von Ortspfarrer Schmoly. Mit Grußworten von Bischof Dr. Bünker und Generalvikar Dr. Guggenberger, Gedanken zum Weg des Buches vom Historiker Dr. Alexander Hanisch-Wolfram und einem Gebet um Einheit. Danach ging es zu Fuß auf dem Schmugglerweg, diesmal als Weg der Versöhnung zum Bauernhof Walcher, wo es eine Zeit des Gebetes und leibliche Stärkung gab. Dann führte uns der Weg weiter bis nach Afritz. Unsere Schlussandacht feierten wir mit Pfarrer Guttner und Superintendent Sauer in Feld am See.

Reformationsgedenken im Zeitalter der Ökumene ist die Gelegenheit, die Gemeinschaft zu vertiefen und die Notwendigkeit neuer Evangelisierung voran zu bringen. In Joh, 17,Verse 20 und 21 betet Jesus: Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden, damit sie alle eins seien. Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast. Jesus zeigt so auf, dass die Einheit wesentlich ist, wenn der Leib Christi ein glaubhaftes Zeugnis geben möchte. Joh 13.35 Denn daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr einander liebt. In unserer Zeit werden die Spaltungen des Leibes Christi als einer der Hauptgründe genannt, warum Zweifel gegenüber Jesus und seiner Botschaft bestehen. Dieses Gebet Jesu möge uns allen Auftrag sein. Und mit den Worten des Paulus im Eph 4,3-6 möchte ich uns zusprechen: bemühen wir uns, die Einheit des Geistes zu wahren.

Die Gruppe des Runden Tisches setzte am Sonntag nach dem Gottesdienst ihre Gedächtnisreise fort. Die nächsten Ziele sind Schwarzach St. Veit, Bad Goisern, Altmünster, Schloss Klaus, Steyr (Verfolgung der Waldenser), Niedersulz, Täufergedenkstätte Falkenstein bis nach Wien. Die Reise fand anlässlich 500 Jahre Reformationsgedenken als Weg der Versöhnung statt.

Manfred und Josefine Wieser

Weitere Berichte sind unter www.reformations-gedenkfahrt-2016.christen.at zu finden.

Live aus München – 2. Tag

Live aus München – 2. Tag

Maria Voce, Präsidentin der Fokolar-Bewegung, hat den zweiten Kongresstag eröffnet: “Europa durchlebt die Nacht seiner Prinzipien, seiner Rolle in der Welt, die Nacht seiner Träume (…) Miteinander für Europa kann – so meinen wir – einzelne Menschen wie diejenigen, die sich zusammengeschlossen haben, in ihrem Einsatz für ein freies, versöhntes, demokratisches, solidarisches und geschwisterliches Europa inspirieren. Dann kann es für den Rest der Menschheit Geschenk sein.”

Steffen Kern vom Evangelischen Gemeinschaftsverband Württemberg: “Worin liegt für uns Christen die Hoffnung? Es braucht Verantwortungsbewusstsein; wir müssen das Leid und die Dunkelheit unser Städte auf uns nehmen. Wir haben in Stuttgart das “Haus der Hoffnung” gegründet, das Frauen und Menschen, die alleine sind, aufnimmt. Damit möchten wir bezeugen, dass Gott niemanden im Stich lässt”. Thomas Römer (CVJM München) erklärt: „Die Stärke unseres Kontinents liegt in Christus und in seinem Evangelium. Jesus ist auch in den Unwettern da, wir müssen nur glauben. Er ist ins Boot gestiegen um uns zu retten.“

Am Nachmittag hat Miteinander für Europa vielfältige Gelegenheiten zum Dialog, Gespräch und Projektvorstellungen angeboten.

Im Podiumsgespräch „Christen und Muslime im Dialog“ wurde der Wunsch deutlich einander tiefer kennenzulernen, sich zu begegnen und zusammenzuarbeiten, um sich gemeinsam den sozialen und kulturellen Herausforderungen unserer Zeit zu stellen. Pasquale Ferrara, frisch ernannter italienischer Botschafter in Algeri betonte, dass Dialog nicht von Kulturen oder Religionen geführt wird, sondern von Menschen. Man sollte immer konkret und realistisch sein. Imam Batzami hat alle eingeladen, sich zu begegnen und kennenzulernen. Viele Ideen und Projekte sind aus der Debatte zwischen der Religionsphilosophin Beate Beckmann-Zöller, Dr. Thomas Amberg aus der evangelischen Kirche und dem französischen Bischof M. Dubost entstanden. „Das Heilmittel für die Trennung zwischen Christen und Muslimen ist die Anerkennung des Anderen als Bruder/Schwester“, erklärte Gérard Testard (Efesia, Frankreich).

Im Podium „Wege zu einem nachhaltigen Europa“ haben Kardinal Turkson, der Umweltingenieur Daniele Renzi, Hans-Herman Böhm und andere Experten angeregt, der Einladung von Papst Franziskus zu einer ernsthaften und offenen Debatte über den Klimawandel und deren ökologischen Folgen nachzukommen: „Wissenschaft und Religion sollten miteinander in Dialog treten“ – betonte Kardinal Turkson – „um in der Gesellschaft gemeinsam einen Beitrag zu leisten“.
„Martyrium – das schwierige Zeugnis der Christen in unserer Zeit“ war der Titel eines weiteren Podiums. Unter den Referenten war es Michael Brand, MdB, der in Bezug auf die schwierige Situation im heutigen Europa an einen Satz des heiligen Bonifatius erinnerte: „Wir wollen nicht wie stumme Hunde sein!“. „Persönlich bin ich der Meinung, dass wir von außen durch den Terrorismus und von innen durch den aggressiven Säkularismus bedroht werden. Ich habe weniger Angst vor der Islamisierung Europas, als vor dem Schwinden des christlichen Glauben“.

Live aus München – 1. Tag

Live aus München – 1. Tag

Begegnung, Versöhnung, Zukunft. Diese Worte prägen die vierte internationale Veranstaltung von Miteinander für Europa. Seit 1999 sind mehr als 300 christliche Bewegungen und Gemeinschaften einen Weg der Versöhnung, des gegenseitigen Verständnisses und der Einheit gegangen. 200 von ihnen sind vom 30. Juni bis zum 2. Juli 2016 hier im Circus Krone in München vertreten: 1.700 Personen aus 40 Ländern sind für den Mitarbeiterkongress angereist. Gemeinsam möchten sie sich  den heutigen Herausforderungen in Europa stellen und auf der Basis christlicher Werte einen Beitrag leisten.

Martin Wagner (CVJM München), einer der Moderatoren, eröffnet den Kongress: “Versöhnung wird unser Schlüsselwort sein. Sie ist notwendig und wir möchten Boten der Versöhnung sein. Wir haben sie schon erlebt – sie ist unsere Zukunft. Unser Ziel ist es, uns gemeinsam für die Einheit einzusetzen, uns als Christen den heutigen Herausforderungen Europas zu stellen.”  Gerhard Pross (CVJM Esslingen) hat die 1.700 Teilnehmer begrüßt: “Gott möchte, dass wir miteinander auf die Einheit zugehen.” Und Kardinal Walter Kasper: “500 Jahre Trennung sind genug: Wir haben der Einheit Europas gegenüber eine Verpflichtung, sonst verleugnen wir Christus. Und jetzt ist diese Einheit noch notwendiger, denn Europa ist in Gefahr.”

Bischof Krause von der evangelischen Kirche: “2007 haben wir ein Manifest für ein geeintes Europa unterzeichnet und uns den “7 Ja” verpflichtet. Wir hatten einen Traum, haben gebetet und Gott hat uns erhört.” Sr. Lioba Ruprecht: Wir müssen die “Bündniskultur” aufbauen.” Hartmut Steeb von der Evangelischen Allianz: “Dieser Dialog hat in den neunziger Jahren begonnen. Gott selbst hat für die Einheit gebetet. Die Worte Begegnung – Versöhnung – Zukunft werden uns in diesen Tagen begleiten.”

Der Nachmittag war 19 verschiedenen Foren gewidmet: Soziale Verantwortung, Integration, Wirtschaft, Ökumene, pastorale Herausforderungen, Jugend und Europa, Ehe und Familie, Versöhnung, Evangelisierung heute und viele andere mehr.

Bewegungen und Gemeinschaften habe nicht nur Erfahrungen, Aktivitäten und Projekte geteilt, sondern auch ein starkes Glaubenszeugnis gegeben. Sehr gut besucht war das Forum „Der Preis und der Gewinn der Einheit – Reibungen überwinden, das Miteinander kultivieren”. Darin betonte Kardinal Walter Kasper, dass die mangelnde Mühe an echter Versöhnung eines der größten Hinderniss in der Ökumene darstelle. Vergebung sei notwendig, um den Weg gemeinsam weitergehen zu können. „Versöhnung verlangt harte Arbeit“ fügte Walter Kriechbaum vom CVJM München bei, “sie heilt uns und macht uns zu Boten der Einheit.”

Nach dem Brexit: Miteinander wird zum prophetischen Zeichen

Nach dem Brexit: Miteinander wird zum prophetischen Zeichen

Nach den Nachrichten am heutigen Freitagmorgen, dem Tag nach dem „Brexit“, sind sich die Verantwortlichen des Leitungskomitees von Miteinander für Europa einig: Der Europa-Kongress vom 30. Juni bis 1. Juli und die Kundgebung auf dem Münchner Karlsplatz am 2. Juli bekommen vor diesem Hintergrund eine neue, weitreichendere Bedeutung.

Pater Heinrich Walter von der Schönstatt-Bewegung zeigte sich betroffen und entschlossen: „Jetzt wird unser Miteinander noch mehr zu einem Zeichen der Hoffnung wider die Hoffnung. Die christliche Quelle ist die entscheidende im Blick auf die Identität. Das Miteinander für Europa wird auf dem historischen Hintergrund dieser Woche von Gott selbst zum prophetischen Zeichen gemacht“.

Gerhard Proß vom CVJM Esslingen und Sprecher der Miteinander-Initiative in Deutschland: „Jetzt wird es erst recht darauf ankommen, dass wir ein klares Zeichen zum Miteinander für Europa aus München senden – ein Zeichen des Miteinanders, gegen die Egoismen und Ängste unserer Zeit. Es erscheint mir signifikant, dass Papst Franziskus, Andrea Riccardi und Jeff Fountain das entscheidende Wort zu Europa sprechen werden, nicht die Politiker.“

Und Maria Voce, Präsidentin der Fokolar-Bewegung, kommentierte in Rom: „Dieses Referendum zeigt, dass ein geeintes Europa weder von der Politik noch von der Wirtschaft geschaffen wird, sondern von den Werten, die die Europäer miteinander teilen. Das Miteinander für Europa hätte in keine bessere Zeit fallen können“.