Miteinander für Europa hat vom Präsidenten des Europäischen Parlaments, David Maria Sassoli, einen Brief erhalten. Er unterstreicht darin, wie sehr gemeinsame europäische Werte für die Krisenbewältigung erforderlich sind. Der Präsident möchte weiterhin mit dem Netzwerk in Verbindung bleiben.
In einem Brief an Miteinander für Europa(MfE) dankt der Präsident des Europäischen Parlamentes, David Maria Sassoli, dem ökumenischen Netzwerk für seinen Dienst an Europa. Sassoli bemerkt, dass schon die Gründerväter Europas deutlich vor Augen hatten, dass das politische Projekt „Europa“ nur dann funktionieren kann, wenn es sich auch aus gelebter Spiritualität nährt. „Gemeinsame europäische Werte, wie sie von den Mitgliedstaaten bei der Unterzeichnung der EU-Verträge vereinbart wurden, sind mehr denn je erforderlich, um Krisen, einschließlich der aktuellen COVID-19-Pandemie, zu überwinden“, so Sassoli.
Egoistische und nationalistische Versuchungen bekämpfen
Weiter unterstreicht der Präsident des Europäischen Parlamentes, dass er alle Initiativen schätzt, die „die öffentliche Diskussion über staatsbürgerliche Angelegenheiten anregen“. Hier sieht er im Anliegen des Europaparlamentes und im Einsatz von MfE„einen gemeinsamen Ansatz, der auf Solidarität und Idealismus beruht.“ Die COVID-19-Krise, die Notwendigkeit von mehr Ökologie und der Umgang der Europäischen Union mit Drittstaatsangehörigen, die auf europäischem Territorium ankommen, seien „alles Themen, die nicht angegangen werden können, ohne egoistische und nationalistische Versuchungen zu bekämpfen.“
Ermutigung für die nächsten Schritte
Das ökumenische Netzwerk freut sich über diesen wertschätzenden Brief und empfindet ihn als Ermutigung für die weiteren Schritte. Das Schreiben aus Brüssel macht deutlich, dass Gebet und Aktionen für Europa, wie etwa zum 9. Mai, einen wichtigen Beitrag für seine Einheit leisten.
Sechs Wochen sind wir nun zusammen unterwegs gewesen. Wir haben uns auf einem gemeinsamen Gebetsweg vom Wort Gottes und unserem Nachdenken zu Europa (2016) inspirieren lassen – und wir haben alle Länder Europas ins Gebet genommen. Über all diesem stand der Wunsch, dass wir alle eins seien und aus dieser Vollmacht heraus Europa gestalten.
9. Mai – Europatag
Und nun mündet unser Gebetsweg in den 9. Mai 2020, dem Europatag. Dieser Tag soll ein Tag der Begegnung sein zwischen Gemeinschaften, Bewegungen und Ländern. Doch in diesem Jahr verhindert die Covid-19-Pandemie, dass wir uns konkret in Kirchen, auf Plätzen in den Städten, zum Essen, zu Vorträgen und zum Gebet treffen.
Das bedeutet jedoch nicht, dass die Aktivitäten an diesem Tag ausfallen, im Gegenteil: Viel Kreativität ist in digitale Angebote, Gebete, Diskussionsrunden und Online-Dialoge zwischen Gemeinschaften, Bewegungen und Vertreter/innen aus der Politik geflossen, die etwa von Utrecht, Graz, Rom, Lyon oder Esslingen ausgehen. Hier werden Sprach- und Ländergrenzen überschritten, um gemeinsam über Europa nachzudenken und den Kontinent ins Gebet zu nehmen.
Brief von Papst Franziskus
Die Veranstaltungen werden auch unter dem päpstlichen Segen stehen, denn am 22. April 2020 ist ein Schreiben von Papst Franziskus beim Sekretariat von Miteinander für Europa in Rom angekommen. Hier dankt der Papst für unseren Brief vom 12. April 2020 und bittet nachdrücklich zum Einsatz für das Gemeinwohl, inspiriert von den gemeingültigen Werten der Gerechtigkeit, der Solidarität und des Friedens. Er betet für uns und sendet allen von Herzen den Apostolischen Segen.
Europa for Future – Future for Europa. František Talíř ist 27 Jahre alt, und seine Begeisterung wirkt ansteckend, wenn er über Demokratie und Reformen spricht.
“Seit 1989 spüren wir auch in Tschechien und in der Slowakei den frischen Wind von Demokratie und Freiheit . Die EU-Mitgliedschaft, Reisen und Arbeiten im Ausland gehören mittlerweile einfach dazu. Aber die Länder des ehemaligen Ostblocks unterscheiden sich durch Mentalität und Kultur von Westeuropa. Das Zusammenleben ist noch stets eine Gradwanderung, und spätestens Covid-19 zeigt uns nun , dass auch unsere Privilegien keineswegs selbstverständlich sind.“
František ist Historiker und politisch stark engagiert. Bei den letzten Wahlen stellte ihn seine Partei als Kandidat für das Europaparlament in Brüssel auf und bei den kommenden Regionalwahlen ist er der Spitzenkandidat von Christendemocratische Unie-Tsjecho-Slowaakse Volkspartij.
“Besonders wir Jugendlichen müssen uns für das aktuelle Geschehen in Europa und in der Welt interessieren und Initiative ergreife, z.B. wählen gehen oder einer Partei beitreten. Nicht die Demokratie muss sich ändern, sondern die Menschen, die Demokratie gestalten.” Dies sei ein langer Prozess, meint František, aber wichtig sei, bei sich selbst zu beginnen und nicht die Verantwortung auf andere abschieben zu wollen. “Bei Fridays for Future würde ich sicherlich nicht jedes Wort unterschreiben. Aber die junge Generation weisst auf ein Problem hin und schafft es, dass generationsübergreifend darauf reagiert wird.”
František Talíř rät, sich der eigenen Wurzeln bewusst zu werden, um Europa eine Zukunft zu geben. “Ich habe die Texte der Gründerväter Europas gelesen. Adenauer, De Gasperi und Schuman hatten es nach dem 2. Weltkrieg schwerer als wir heute. Und doch haben sie gemeinsam Großes geschafft.”
Beatriz Lauenroth
František Talíř hat am Trägerkreistreffen von Miteinander für Europa in Prag 2018 teilgenommen.
Das vollständige Gespräch von Maria Motykova mit František Talíř ist zu folgen (in tschechisch, slowakisch und deutsch) auf
Miteinander für Europa im Kontakt mit der EU und dem Vatikan
Es ist eine entscheidende Zeit in der Geschichte Europas und der Europäischen Union, die die Kohäsion aller Betroffenen fordert. Darum hatMiteinander für Europa an die jeweiligen Präsidenten des Europaparlaments, der Europäischen Kommission und des Europäischen Rates (David Sassoli, Ursula von der Leyen, Charles Michel) geschrieben, um ihnen für ihre Arbeit zu danken und sie bei ihren Entscheidungen im Kampf gegen Covid-19 zu unterstützen. U.a. heisst es in dem Brief, der denselben Wortlaut an alle drei hatte:
„Wir sind überzeugt davon, dass die Zukunft Europas – und der Welt – im MITEINANDER liegt. Auch jetzt kann Europa beispielgebend sein. Inmitten der gewaltigen Herausforderungen durch die Corona Pandemie bitten wir Sie, die Flüchtlinge und Asylsuchenden an den Grenzen der Europäischen Union nicht zu vergessen. Bitte ergreifen Sie zeitnah großzügige Maßnahmen um zu helfen und – soweit möglich – Flüchtlinge aufzunehmen.“
Ein weiteres Schreiben ging anPapst Franziskus. Er hatte am Ostersonntag die Welt ausdrücklich dazu aufgefordert, der Pandemie gemeinsam entgegen zu treten. Das Leitungskomitee von Miteinander für Europa versicherte dem Kirchenoberhaupt Unterstützung und Engagement. „Ihr Aufruf, der Pandemie gemeinsam entgegenzutreten und ernsthaft darüber nachzudenken, die internationalen Sanktionen zu lockern, den ärmsten Ländern die Schulden zu erlassen und die Waffenproduktion einzustellen, hat uns sehr beeindruckt.“ Nicht zu überhören sei der Appell des Papstes an die Europäische Union gewesen, einen guten Weg in dieser epochalen Herausforderung zu finden in dem Wissen darum, dass nicht nur die Zukunft der EU, sondern die Zukunft der ganzen Welt davon abhängen könne. Weiter schrieb das Leitungskomitee: „Ihr Aufruf, «weitere Solidarität mit der Europäischen Union zu zeigen, auch durch den Rückgriff auf alternative Lösungen» findet nicht nur unsere totale Unterstützung, sondern auch unser Engagement in vielen europäischen Ländern.“
23. Februar 2020: Generationsübergreifender Tag in Brüssel. 51 kleine und große Europäer zweier Gemeinschaften des Netzwerkes Miteinander für Europa gemeinsam auf „Entdeckungsreise” bedeutender Orte.
Agnès Grenier aus Brüssel schreibt:
Auf Anfrage von Pierpaolo von der Gemeinschaft Papst Johannes XXIII., mit dem wir uns in Ottmaring anlässlich des 20. Jahrestages von Miteinander für Europa kennengelernt hatten, stellten sich Philippe und ich von der Fokolar-Bewegung gerne zur Verfügung, um eine Gruppe von Kindern und Erwachsenen (insgesamt 51 Personen) aus ganz Europa durch unsere Stadt zu führen. Trotz des Regens und der Kälte machten wir uns auf den Weg, um unseren neuen Freunden ein wenig von der europäischen Realität zu vermitteln, die in der belgischen Hauptstadt spürbar ist.
Im Parlamentarium haben wir zum Beispiel die verschiedenen Phasen der europäischen Integration verfolgt und dabei gelernt, wie das Europäische Parlament funktioniert. Wir haben die Arbeit der Europaabgeordneten zur Bewältigung der heutigen Herausforderungen besser verstanden. Wir bestaunten die Komplexität des Europäischen Parlaments und erkannten, wie groß und grundlegend die Intuition der Gründerväter der EU war, neue Beziehungen der Zusammenarbeit und des Vertrauens zwischen den verschiedenen europäischen Nationen aufzubauen.
Dann gingen wir zum Grande Place/Grote Markt, dem historischen Zentrum von Brüssel. Im Laufe der Jahrhunderte war es Ort politischer Versammlungen, Gerichtsverhandlungen, kultureller und religiöser Feste und sogar ein Platz für Hinrichtung gewesen.
Am Ende des Tages waren wir alle wie trunken von so viel Geschichte. Aber vor allem spürten wir, wie die Beziehung zwischen der Fokolar-Bewegung und der Gemeinschaft von Papst Johannes XXIII. gewachsen war: Wir fühlten uns wie eine Familie. Für einen Tag haben wir unter uns das geeinte Europa en miniature erlebt!
Vor einiger Zeit, noch vor dem Notstand Covid-19, besuchten Leiter der Schönstatt-Bewegung aus sieben europäischen Ländern das Internationale Zentrum der Fokolar-Bewegung in Rocca di Papa bei Rom. Sie kamen aus Österreich, der Tschechischen Republik, Deutschland, Großbritannien, Italien, Spanien und der Schweiz. Begleitet wurde die Gruppe von Pater Heinrich Walter, ehemaliger Präsident des Schönstatt-Generalpräsidiums und Mitglied des internationalen Leitungskomitees von Miteinander für Europa.
Die „Begegnung mit Chiara Lubich“, der Besuch der Orte, an denen sie gelebt hat und das Gebet an ihrem Grab waren das erste Ziel dieses Besuchs. Ein zweites Ziel war der Dialog mit einigen der Berater des Generalrates der Fokolar-Bewegung, darunter auch mit dem Ko-Präsidenten Jesús Morán. Im Zusammenhang mit den kirchlichen, politischen und kulturellen Veränderungen in Europa ging es im Gespräch um die Rolle der Bewegungen mit ihren spezifischen Charismen sowie der Bedeutung der Gemeinschaft unter den Bewegungen – insbesondere im ökumenischen Netzwerk Miteinander für Europa.
Das Treffen und der Dialog wurden von beiden Seiten als herzlich, wertvoll und fruchtbar gewertet. Dieser Besuch war allerdings nur eine Etappe auf dem mittlerweile langen Weg der Gemeinschaft und der Zusammenarbeit zwischen der Schönstatt- und der Fokolar-Bewegung. Begonnen hat die Freundschaft bereits 1998 am Vorabend des Pfingstfestes auf dem Petersplatz in Rom, während des von Johannes Paul II. gewünschten Treffens der neuen geistlichen Bewegungen und Gemeinschaften.